
Von der größten Haldenlandschaft und für meine Begriffe der schönsten Halde des Ruhrgebiets, der Halde Hoheward, habe ich an dieser Stelle schon häufiger berichtet. Was also gäbe es neues zu erzählen? Zwei Dinge, erstens, daß ich dieses Mal nicht von der Drachenbrücke sondern von der Zeche Ewald aus hinaufgestiegen bin, und zweitens daß dieses Mal nicht ausschließlich die Halde selbst sondern der Weg das Ziel war. Aber von Anfang. Da gucke ich letztens die WDR Lokalzeit und der Reporter steht vor Schloß „Schießmichtot“ … aber als ich die Bilder sehe, kommt sofort der Wunsch den Namen dieses Schlosses zu erfahren. Ich laufe hektisch auf und ab und dann fällt das Stichwort „Schloß Wittringen“. Wo liegt denn das? Gladbeck? Klingt interessant, gleich mal vorgemerkt für die nächste Tour zur Halde Hoheward.
Ein paar Tage später eine ähnliche Begebenheit mit dem Alten Dorf Westerholt und als ich die drei Punkte Schloß Wittringen, Westerholt und Zeche Ewald mit dem Edding auf meinem Bildschirm verbinde, stelle ich fest, daß der nicht wieder abgeht … ach ne, daß das ein schönes Ausflugsdreieck ergibt. Früher, also so vor mehr als 25 Jahren war die Verbindung der B224 und der A52 ein Geheimtipp, wenn man auf die A43 Richtung Norden wollte. Ich erinnere mich an Sonntagabende auf dem Weg zum Bundeswehrstandort in Oldenburg, als auf dem Teilstück nach 22.00 Uhr keine 10 Autos fuhren. Heute erlebt man allenfalls an Feiertagen wie dem 1. Mai oder Karfreitag, daß man selbst auf der A40 (Ruhrstauweg Nr. 1) um die 100 km/h fahren kann ohne im Stau zu stehen, aber das ist wieder ein anderes Thema.

Nun fuhr ich also schon x-mal über die B224 und hatte keine Ahnung, daß gleich nebenan das Wasserschloß Wittringen liegt. Ein wunderschönes Ziel, wenn man ein bisschen spazieren gehen und anschließend im Schloß einkehren möchte. Als erstes verlangt der Parkplatz nach Kopfrechnen, denn das Parken kostet 0,05 € pro 6 Min. Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht … ich entscheide mich für 60 Min. und werfe demnach genau 0,50 € in den Automaten. Während ich mir das Schloß von außen anschaue, zieht eine Hochzeitsgesellschaft ins Schloß ein.

Auf dem kleinen Teich in der Nähe des Schloßes liegen Tretboote vor Anker, eine Ecke weiter an einem weiteren See gibt es einen großen Springbrunnen und einem Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Ich fotografiere schnell noch ein paar ausgefallene Türen, stelle mich kurz einer Gans vor und zack ist die bezahlte Stunde auch schon rum. Gerne wäre ich noch länger geblieben und hätte auch etwas gegessen, aber der geplante Tag war zu voll um zu verweilen.

Mein nächstes Ziel, die Stadt Westerholt, genauer das Alte Dorf Westerholt, lt. Navigationsgerät und dem Ruhrgebiets Gesetz von 1975 ein Teil von Herten. Alles ganz schön kompliziert. So lotste mich das Navi auch zur gewählten Mühlenkampstraße, welche sich bei Ankunft als Sackgasse herausstellte. Kurz wähnte ich mich falsch, bis ich die Kirche und einen keinen Parkplatz vor mir sah. Der Ortskern von Westerholt hatte es mir angetan und so gab es in der Tat einige schöne, restaurierte Fachwerkhäuser die ebensoviele Fotos wert waren. Das Dorf hatte sich regelrecht fein gemacht, obwohl von seinen Bewohnern nur wenig zu sehen war. Und auch Westerholt hat ein Schloß, das aber gleichzeitig ein Hotel und auch ein Treffpunkt für Golfer ist. Demnach war der dazugehörige Parkplatz gut gefüllt.

Viele Bewohner des Dorfes hatten sich die Mühe gemacht, Fensterbrett und Vorgärten mit bunten Frühlingsblühern zu schmücken, was fototechnisch ganz gut rüber kam. Das einzige was ich vermisst habe, war ein kleiner Bäcker oder ein Café, ich hätte gerne ein Stück Kuchen, einen Kaffee o.ä. zu mir genommen. Eigentlich schade :-(. Nach einer ersten Runde wurde beim zweiten Rundgang auch mal in die Lücken zw. den Häusern geguckt und manches Dekostück entdeckt, das einem sonst nicht aufgefallen wäre. Schließlich endete der Rundgang wo er begonnen hatte, am kleinen Parkplatz.

Weiter ging es zur Zeche Ewald. Merker für’s nächste Mal, wenn das Navi sowas wie „In 300 Metern rechts abbiegen“ sagt, nicht direkt abbiegen :-). Egal ich bin trotzdem hingekommen. Dank der RuhrTopCard wollte ich mir im Besucherzentrum der Zeche Ewald die Ausstellung „NEUE HORIZONTE – Auf den Spuren der Zeit“ ansehen. Die Ausstellung wurde in der Lohn- und Lichthalle der Zeche Ewald installiert und ist m.E. besonders für Kinder und Jugendliche interessant, denn an Hand von Beispielen werden die vier Jahreszeiten, der Tag- und Nachtrythmus der Erde und u.a. die Funktionsweise der Sonnenuhr und des Horizontobservatorium auf der Halde Hoheward erklärt.

Dazu gibt es einen virtuellen Kohlebackautomaten in dem entweder Torf, Steinkohle oder noch mehr entsteht, wenn die richtige Mischung von Wasser, Pflanzen, Druck und Zeit gemischt wird. Ergänzt durch verschiedene weitere Experimente, an denen man drücken und drehen kann, ist die Ausstellung interaktiv nutzbar. Auf drei Ebenen geht es zu Fuß von Etage zu Etage oder, wenn man möchte, mit einem Miniaufzug nach oben. Ihr meint das war’s? Nein, nach so viel Theorie ging es zum Tagesabschluß auf die Halde selbst. Bisher bin ich i.d.R. von der Drachenbrücke losgestiefelt, was ein recht überschaubarer Weg war, dieses Mal habe ich, einmal an der Zeche Ewald, den Weg von dort eingeschlagen.

Die Strecke zieht sich ganz schön, nach der langen Treppe und einem kleinen Schotterweg kommt man auf der Zufahrtsstraße aus und folgt dieser eine ganze Weile, bis das Horizontobservatorium langsam näher kommt. Die Halde ist, das kann man aus dieser Richtung ganz gut erkennen, immer noch in Gestaltung. Die dunkle Aufschüttung des Bergematerials wurde weiträumig mit einer Lehm- oder Sandschicht überdeckt, so daß der Teil der Halde momentan aussah wie ein riesiger Sandkasten. Kleine Gräben, z.T. bereits mit Steinen ausgekleidet, sollen zukünftig vermutlich das abfließende Regenwasser aufnehmen. Durchgeschwitzt und etwas aus der Puste nehme ich gleich noch den Weg zum Obelisken und parke meinen Hintern dort erst einmal auf der nächstgelegenen Bank.

Hier könnte ich ja jetzt stundenlang sitzen bleiben, fotografieren und dabei Leute beobachten, wenn ich nicht zugesagt hätte, zu einer bestimmten Zeit wieder zu Hause zu sein und so mache ich mich nach kurzer Ruhrphase langsam auf den Rückweg. Wer so’ne lange Reise macht, der hat auch einiges zu zeigen. Klickt euch doch einfach mal rein bei Flickr oder Google+.