
Lost Places, für den ambitionierten Fotografen immer ein Highlight, für den Hobbyfotografen lichttechnisch häufig ein schwieriges Unterfangen. Es war im Dezember, als ich im Internet (weiß der Henker wie ich darauf gekommen bin) las, daß Krefeld Uerdingen ein Klärwerk aus dem Jahr 1909 hat. So weit, so gut. Dann las ich jedoch, daß dieses Klärwerk seit längerem leer steht, entsprechend von unliebsamen Besuchern heimgesucht wurde und nun neue Besitzer gefunden hat, die das Gelände gesichert haben. Meine Neugier war geweckt.

Als ich dann auch noch las, daß dieses historische Klärwerk am jeweils letzten Sonntag im Monat die Türen für Besucher, sprich Fotografinnen und Fotografen, öffnet, war ich mehr als neugierig. Noch bis in die 1980’er Jahre wurde hier umgebaut, saniert und neues eingebaut, wobei leider auch einiges verloren ging. Nach Jahres des Stilllebens, liest sich das heutige Schadenskataster wie die Beschreibung eines Totalschadens.

Den letzten Dezembersonntag hatte ich verpaßt, aber am letzten Januarsonntag war es dann so weit. Draußen, trübe, dunkel, regnerisch hatte ich mit einem dunklen Gebäude gerechnet, in dem sich kaum gute Fotos machen lassen. Wer kommt da an einem Sonntag schon hin. Trotzdem packte ich das notwendigste ein, schnappte mir mein wackeliges Stativ und machte mich auf den Weg nach Uerdingen. Schon von weitem sah ich, daß ich nicht der einzige war.

Ganz am Ende der Straße steht es da, das Hochwasserpumpwerk plus Klärhalle, erbaut 1909 im ausgehenden Jugendstil und wie so oft, zur damaligen Eröffnung auf dem technisch modernsten Stand. Ich gehe als erstes nach rechts durch den Flur und lande in der Pumpenhalle, zwei Holzbühnen auf Stahlpfeilern füllen den Raum, ein Waschbecken an der hinteren Wand, seit Jahren nicht mehr gesäubert. Nicht besonders spektakulär.

Zum Glück hatte ich aber weitaus interessantere Bilder im Internet gesehen, hier war ich noch nicht am Ziel. Auch die Treppe nach oben gab nur einen Blick in den selben Raum frei. Also mal den Durchgang betreten, aus dem ich weitere Stimmen höre. Jetzt bin ich beeindruckt, denn das ist die von Bildern bekannte Klärhalle. Groß wie eine Sporthalle, Deckenhöhe locker 10-12 Meter. Am Ende kleine Räume mit zersplitterten Fenstern, der alte Deckenkran, große Löcher im Boden geben den Blick frei auf die ehemaligen Kanäle.

Im hinteren Teil beleuchten zwei Strahler die Halle, in den Nebenräumen stehen bunte Paddelboote neueren Ursprungs. In der Mitte eine Treppe. Hier dürften früher die Schnecken gewesen sein, welche feste Stoffe aus dem Abwasser holten. Mehrere Fotografinnen und Fotografen verschaffen sich von oben einen Gesamtüberblick. Ich schließe mich an. Aus einer geplanten halben Stunde werden später fast zwei. Die Bilder? Entscheidet selbst, ich übe noch würde ich sagen.

Ich komme Ende Februar bestimmt nochmal wieder. Kommt nicht außerhalb der hier angegeben Zeiten her, denn das Gebäude ist jetzt alarmgesichert und kameraüberwacht! Laßt uns das über 100 Jahre alte Kleinod erhalten. Mehr Bilder gibt’s wieder im Krefeld Album bei Flickr oder GooglePhotos.
Klasse! Das ist genial – ich liebe solche Locations! Ich war vor 4 Jahren hier und habe durch den Krefelder Perspektivwechsel den Ort kennengelernt (https://www.vielweib.de/2015/11/perspektivwechsel-krefeld/). Damals durfte man nur zu diesem Event hinein. Spannend, dass man es jetzt auch offiziell erkunden und fotografieren darf. Danke für den Tipp.
Toll festgehalten. Dieser Ort hat einen ganz eigenen und besonderen Charme
Ja, finde ich auch, danke. Wobei mir die Bilder (aber das ist vermutlich immer, wenn man seine eigenen Bilder betrachtet) noch nicht 100%ig gefallen.