Ich habe alles gesehen

Laßt uns mal was ganz verrücktes machen. Zum Beispiel einen Jahresrückblick im September. Wie, was?!? Ernsthaft? Nein, der Rückblick erfolgt nicht heute, aber ich habe gestern mal durch den Blog gescrollt, um zu sehen, wo dieses Jahr, das bisher so ganz anders verlaufen ist als geplant, geblieben ist. Habe ich gerade tatsächlich den Kalender auf September gestellt? Kann mal einer die Pausentaste drücken? Weiterlesen →

Auf der Suche nach Heimat

Ich weiß, daß der heutige Text nicht der meistaufgerufene werden wird, aber vielleicht gebt ihr mir trotzdem die Gelegenheit mal ein ganz anderes Thema anzusprechen. Ich habe diesen Text bereits im Frühjahr begonnen zu schreiben, ihn dann aber wieder in die Entwürfe zurückgestellt. Jetzt wo die herbstlichen Tage kommen, habe ich mich endlich entschieden auf „Veröffentlichen“ zu klicken. Während es hier im Blog häufig um Reisen oder Ausflüge ins Umland, ins Ruhrgebiet, nach Köln, Hamburg oder Berlin geht, findet sich hier selten etwas nachdenkliches, privates. Weiterlesen →

Wünsche an das neue Jahr

Nachdem der Jahresrückblick durch ist, kommen bald wieder die Wünsche zum Jahresende. Ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Rutsch, Gesundheit, alles Gute im neuen Jahr … na klar, zu allererst wünsche ich euch das natürlich auch. Damit könnte der kürzeste Blogbeitrag aller Zeiten eigentlich auch schon wieder enden.

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Aber sind wir doch mal ganz ehrlich. Wünschen wir uns das wirklich einander mit ganzem Herzen oder ist es nur das, was man sich jedes Jahr … ihr wißt schon, same procedure as every year. Selbstverständlich wünsche ich jedem, daß er gesund bleibt oder wieder gesund wird, vielleicht ein paar ruhige Tage zwischen den Feiertagen, aber wenn ich mir das politische Geschehen des abgelaufenen Jahres ansehe, überlege ich schon seit längerem, ob das wirklich die Zeit für ein besinnliches Weihnachtsfest ist. Ich bin da gar nicht so optimistisch.

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– Während ich bei Flüchtlingsgeschichten in denen Kinder die Rolle spielen mit den Tränen kämpfe, prügeln andere auf Flüchtlinge und Andersgläubige ein.
– Rechte Parteien erhalten ernormen Zulauf, weil manche auch nach 70 Jahren anscheinend nichts dazugelernt haben.
– Soldaten dürfen wieder einmal in kriegerische Handlungen mit ungewissem Ausgang ziehen, weil wir Waffen liefern und uns dann wundern, daß man sie gegen uns richtet.
– Last but not least ist das Verhältnis zwischen den Natoländern und Rußland momentan auch nicht gerade herzlich, was mich besonders beunruhigt.

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Sind wir auf dem Weg in einen 3. Weltkrieg habe ich vor ein paar Tagen auf Twitter gefragt und sind wir nicht schon mittendrin, war die Rückfrage. Sollten wir tatsächlich in einen Weltkrieg stolpern, dann weil Geld und Macht, Religion und Ländergrenzen wichtiger sind als den blauen Himmel über uns zu genießen. Es widerstrebt mir daher, einfach nur ein friedliches Fest und einen guten Rutsch zu wünschen. Ich wünschte wir könnten unseren Kindern den Erdball noch etwas länger erhalten bevor er zu Staub zerfällt, bevor wir wieder zu Staub zerfallen.

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Vielleicht schaffen wir es 2016 mal wieder rechten Hetzern die Stirn zu bieten, unseren gewählten Abgeordneten zu zeigen, daß man Politik machen kann ohne Lobbyisten in den Allerwertesten zu kriechen, daß die Lösung gegen Waffen nicht noch mehr Waffen ist und wir mehr Verständnis für einander aufzubringen. Ich höre die Worte, allein mir fehlt z.Zt. der Glaube. Kommt trotzdem (in 3 Wochen) gut ins neue Jahr, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Ein Schwank aus meinem Leben

Telefon1Der heutige Blogbeitrag wartet schon 2 Wochen auf Veröffentlichung und beginnt zunächst mit einer Frage. Warum gräbt unser Gehirn manchmal in der Mottenkiste nach verschollenen Gedanken? Plötzlich erinnere ich mich wieder an Dinge, von denen ich seit Jahren nicht mal mehr wußte, daß dieser Gedanke noch in meinem Gedächtniskeller schlummert. Warum tut unser Gedächtnis das? Ich weiß wirklich nicht, wie ich darauf kam, aber letztens fiel mir ein, wie ich das erste Mal selber telefonieren durfte. Heute ist es für uns und unsere Kinder selbstverständlich, daß man telefonieren kann. Fast jeder hat heute einen Festnetzanschluß (nennen wir ihn mal so, auch wenn er technisch übers Kabelnetz oder das Internet ins Haus kommt) und die ersten haben sogar schon wieder keinen Festnetzanschluß mehr, weil sie rund um die Uhr mit dem Handy telefonieren.

In meiner Grundschulklasse hatte ich einen Klassenkameraden mit dem ich Sammelbilder getauscht habe. Ich erinnere mich nicht mehr um was es da genau ging, vermutlich waren es Fußballbildchen, die heute längst wieder von Regenwürmern zu Humus verwandelt wurden, aber er hatte eine Reihe davon doppelt (Bilder nicht Regenwürmer) und wollte sie mir mitbringen. Er erzählte mir aber an jenem Tag, daß er bald umziehen und die Schule wechseln würde, höchste Zeit also, daß er mir die Bilder mitbringt. Um ihn nochmal zu erinnern mußte ich ihn anrufen. Nun war es damals noch so, daß ich im Grundschulalter zum Telefonieren in die Telefonzelle oder zu meiner Oma gehen mußte, weil meine Eltern noch keinen Telefonanschluß hatten. Ja, in den frühern 70’ern war das noch so. Ich marschierte also eines Nachmittags zu Oma und Opa, klingelte und bat darum ein Telefonat führen zu dürfen. Ich stellte mich an diesen hellgrauen Aparillo und benutzte die Wählscheibe 😮 . Ich wußte wie das ging, hatte aber keinen Plan, wie man sich beim Telefonieren verhält. Ich weiß, viele wissen das heute auch noch nicht (oder nicht mehr), aber sinnvollerweise meldet man sich mit seinem Namen und verlangt dann den entsprechenden Gesprächspartner.

Telefon2Ich wählte also die Nummer des Schulfreundes und es klingelte. Ans Telefon ging, huch welche Überraschung, aber nicht er selbst, sondern seine Schwester. Anstatt sich ordentlich zu melden, sagte ich nur „Bringst du mir die Bilder morgen mit“? Die Schwester ahnte vermutlich um was es ging, antwortete sowas wie „Ich werde es ausrichten“ und schwupps war das Gespräch auch schon wieder beendet. Ich weiß heute noch, daß meine Oma fragte, ob ich mit meinem Klassenkameraden gesprochen und mich auch mit meinem Namen gemeldet hätte. Ich mußte bedauerlicherweise beides verneinen. Hätte sie das nicht vorher fragen können 😀 ? Trotz des etwas verunglückten Telefonats bekam ich meines Wissens am nächsten Tag die erwarteten Bildchen.

Jetzt mal ehrlich, warum habe ich mich an diesen alten Kram plötzlich wieder erinnert? Vielleicht, weil meine Eltern irgendwann ihren eigenen Telefonanschluß bekamen und ich letztens darüber nachgedacht habe, daß ich deren Rufnummer als eine der wenigen Nummern schlafwandlerisch auswendig kann? Die Nummer hat sich nämlich seit über 40 Jahren nicht geändert.

Damals waren die Leitungen knapp und man mußte schon mal warten, bis der Telefonanschluß geschaltet wurde. Dann, von einem Tag auf den anderen, stand der Techniker der Deutschen Post(!) vor der Türe. Der Anschluß war ruck zuck gelegt und nach ein paar Tagen merkten wir auch warum plötzlich alles so schnell ging. Die Rufnummer gehörte zu einem abgemeldeten Anschluß einer Kneipe, die ein paar Straßen entfernt wohl ihr Geschäftsleben eingestellt hatte. In den nächsten Tagen klingelte das Telefon immer wieder mal und irgendjemand wollte, Hans und Franz oder einmal sogar Hinkebein sprechen 😀 . Das führte im Familienkreis immer wieder zu Lachanfällen.

Telefon3– Wußtet ihr, daß wenn man in den 70’ern als Anrufer das Gespräch nicht beendete, die Verbindung bestehen blieb und der Angerufene trotz zwischenzeitlichen Auflegens trotzdem weiter mit euch verbunden war?
– Wußtet ihr, daß man früher zufällig auch schon mal in fremde Gespräche reinhören konnte, wenn es zu einer Fehlschaltung kam?
– Wußtet ihr, daß die erste selbstwählbare Verbindung ins Ausland am 03.09.1955 eingerichtet wurde und sich die flächendeckende Einführung des Selbstwähldienstes noch bis 1966 hinzog (der Vollausbau in Westdeutschland sogar erst 1972 erreicht wurde, in einigen ländlichen Ortsnetzen in Ostdeutschland erst Ende der 1980er Jahre)?

Seht ihr, jetzt habt ihr sogar noch etwas gelernt, ich fürchte es hilft euch im Leben aber auch nicht weiter, es sei denn die Frage kommt demnächst im „Quizduell“ oder bei „Wer wird Millionär“ 😉 . Ich geh derweil mal wieder im Gedächtniskeller stöbern.

Zwei verschiedene Tagebücher über den selben Abend…

Hallo Frauen, hallo Männer, vielleicht kennt ihr diesen Text schon, denn er ist nicht auf meinem Mist gewachsen, aber ich fand ihn bezeichnend, als Kollegen ihn mir dieser Tage vorgelegt haben. Frauen und Männer ticken halt doch unterschiedlich, oder?

Ihr Tagebuch
Am Samstag Abend hat er sich echt komisch verhalten.
Wir wollten noch auf ein Bier ausgehen.
Ich war den ganzen Tag mit meinen Freundinnen beim Einkaufen und kam deswegen zu spät – womöglich war er deswegen sauer.
Irgendwie kamen wir gar nicht miteinander ins Gespräch, so dass ich vorgeschlagen habe, daß wir woanders hingehen, wo man sich besser unterhalten kann. Er war zwar einverstanden, aber blieb so schweigsam und abwesend.
Ich fragte, was los ist, aber er meinte nur „nichts“.
Dann fragte ich, ob ich ihn vielleicht geärgert habe. Er sagte, daß es nichts mit mir zu tun hat, und dass ich mir keine Sorgen machen soll.
Auf der Heimfahrt habe ich ihm dann gesagt, daß ich ihn liebe, aber er fuhr einfach weiter. Ich versteh ihn einfach nicht, warum hat er nicht einfach gesagt „Ich liebe Dich auch“.
Als wir nach Hause kamen fühlte ich, dass ich ihn verloren hatte, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.
Er saß nur da und schaute fern – er schien weit weg und irgendwie abwesend.
Schließlich bin ich dann ins Bett gegangen.
Er kam 10 Minuten später nach und zu meiner Überraschung hat er auf meine Liebkosungen reagiert und wir haben uns geliebt. Aber irgendwie hatte ich immer noch das Gefühl, dass er abgelenkt und mit seinen Gedanken weit weg ist.
Das alles wurde mir zuviel, so dass ich beschlossen habe, offen mit ihm über die Situation zu reden, aber da war er bereits eingeschlafen.
Ich habe mich in den Schlaf geweint. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin fast sicher, dass er eine andere hat.
Mein Leben hat keinen Sinn mehr.
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Sein Tagebuch
Heute hat FC Schalke verloren, aber wir hatten prima Sex.
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P.S.: Den Fußballverein kann man natürlich nach Belieben tauschen.

Kann man Geschichte konservieren?

erde

Kann man Geschichte konservieren? In der heutigen Zeit vielleicht in dem man Dokumente auf Festplatten abspeichert und Filme für alle Zeiten auf irgendein Medium brennt, aber ich finde Geschichte ist lebendig, solange es Menschen gibt, die davon erzählen können. In diesen Tagen ist die letzte Überlebende der "Titanic" gestorben. Millvina Dean war zwei Monate alt, als die "Titanic" 1912 auf ihrer Jungfernfahrt über den Atlantik sank und starb nun im Alter von stolzen 97 Jahren. Schon klar, sie konnte sich nicht selber an das Unglück erinnern, aber sie kannte vermutlich eine Menge Geschichten, die ihr ihre Mutter erzählt hat. Jetzt ist ein Stück Geschichte mit ihr gegangen.

Mindestens ebensoviele Geschichten (gute wie weniger gute) gibt es in unserer eigenen Geschichte. 60 Jahre ist die Bundesrepublik Deutschland gerade geworden, aber nach wie vor wird der Deutsche an und für sich im Ausland gerne noch mit dem dritten Reich gleichgesetzt. Leider werden auch viele dieser Geschichten bald irgendwo mit ins Grab genommen, die Schlechten, aber auch die Guten. Ist es Geschichte wert konserviert zu werden oder müssen folgende Generationen u.U. die gleichen Fehler wieder machen? Ist es vielleicht sogar ein Muß, daß sich Geschichte irgendwie wiederholt?

Klar die Titanic wird heute keiner mehr so bauen, aber es werden wieder Schiffe untergehen, es werden wieder Flugzeuge abstürzen und es werden wieder einige hirnverbrannte Idioten Unbelehrbare irgendwo einen Krieg anzetteln? In der Schule fand ich Geschichte immer kreuzlangweilig, schließlich ging es nur hauptsächlich um das (Auswendig-)Lernen von Zahlen. Pardon liebe Geschichtslehrer, aber man könnte jüngere Geschichte viel anschaulicher erzählen, wenn man jemanden hätte der es (noch) “erzählen” könnte.