Berlin 2022 – Köpenick, Spreepark und StreetArt ist der zweite von zwei nicht gesponserten Blogbeiträgen, den 1. Teil findet ihr hier.
Weiter geht es heute im zweiten Teil meines Berlinbesuchs (Teil1 findet ihr hier). U-/S-Bahn und Tram hatten mich nach Köpenick gebracht. Dort spielte bekanntlich um 1906 die Geschichte eines Schusters namens Wilhelm Voigt, der sich eine gebrauchte Hauptmannsuniform besorgt und mit zehn preußische Gardisten das Rathaus besetzt, den Bürgermeister verhaftet und die Stadtkasse konfisziert hat. Vor dem Rathaus steht heute die Statue des „Hauptmanns“ und wer will kann sich unter speak2.co/hauptmann (per Mobiltelefon aufrufen!!) die Geschichte nochmal ausführlich erzählen lassen.




Unterdessen habe ich zunächst eine Runde durch den Schloßpark gedreht und bin anschließend noch in den Fischerkietz, denn die ätesten Häuser von Köpenick findet man nicht, wie man vielleicht erwartet in der Altstadt sondern in der Straße mit dem Namen Kietz (entstanden aus dem alten Ort Kietz). Zurück bin ich dann aus Versehen in die falsche Straßenbahn, so daß es über Schöneweide zurück ging. Ein industrietechnisch interessanter Teil Berlins, wie ich 2017 kennen lernen durfte.




Am späten Nachmittag habe ich dann, nicht zum ersten Mal, die S-Bahn bis zum Priesterweg genommen. Nach Verlassen des Bahnhofs landet man direkt im Naturpark Schöneberger Südgelände. Ein ehemaliger Rangierbahnhof bis in die 1950 Jahre, 18 Hektar groß und heute Naturschutzgebiet. Nur eine Lok ist übriggeblieben und die steht mitten im Wald. Entlang der ehemaligen Gleise kann man jetzt bis zum Südkreuz laufen. Hier und da findet man noch Requisiten aus alten Bahntagen, während sich die Natur die Restgleise weitestgehend zurückerobert.



Der Folgetag startet wieder außerhalb, dieses Mal im Plänterwald, denn ich möchte mir nach 2016 ansehen, was sich im Spreepark getan hat. Der ehemalige (und einzige) Vergnügungspark der DDR, 1969 als „Kulturpark Plänterwald“ zum 20. Geburtstag der DDR eröffnet, wird sukzessive in einen grünen Park umgewandelt. Einiges wird abgebaut, anderes wie z.B. das Riesenrad wird saniert und wieder aufgebaut. Dazu sollen Picknickplätze, Cafés und Erholungsflächen kommen. Aktuell ist wirklich nicht viel zu sehen. Reste der alten Wasserbahn, kleinere Gebäude, die kurz vor den Verfall stehen und die Achterbahn, in der noch immer ein Zug bereit zur Abfahrt steht. Bleibt abzuwarten, wann neues Leben in den Spreepark kommt.




Auf dem Weg zurück habe ich noch einen Blick auf den aktuellen und weitgehend renovierten Teil der East Side Gallery geworfen (rund um den ehemaligen Mauerstreifen herrscht schon seit längerem rege Bautätigkeit) und ich bin am Potsdamer Platz über eine Ausstellung gestolpert, welche „Die Deutschen des 21. Jahrhunderts“ heißt. Überdimensional große Gesichter sollen den Wandel der deutschen Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten zeigen. Verschiedene Hautfarben, aber ganz andere Art, hat auch die neue 6 Meter hohe Lego Giraffe wenige 100 Meter weiter am Sony Center. 42.000 Steine waren für ihren Bau zusammen zu stecken. Auf meinem Weg zurück ins Hotel streifte ich noch das Goethe Denkmal im Tiergarten und den Reichstag.




Den Abreisetag habe ich nochmal genutzt, in die Geschichte abzutauchen, indem ich mich in der Nähe meines Hotels, genauer im Park am Nordbahnhof, umgesehen habe. Bis 1952 war das ein Fernbahnhof, später Grenz- und Todesstreifen, heute ein Park mit wilder Vegetation nur einen Steinwurf von der Gedenkstätte Berliner Mauer entfernt. Die Mauerreste von einst, wurden zum Teil mit StreetArt verziert, die Bahngleise zu Wegen ausgebaut. Am nördlichen Ende des Parks befindet sich noch die alte Liesenbrücke zum Stettiner Bahnhof, die Ausfahrt der S-Bahn aus dem Nord-Süd-Tunnel und der Dorotheenstädtische Friedhof (II), dessen südlicher Teil früher mitten im Grenzstreifen lag.







Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, daß ein Friedhof deshalb nur von engsten Angehörigen betreten werden durfte. Da die Gedenkstätte Berliner Mauer (wie gesagt einen Steinwurf entfernt) dieses Mal geöffnet hatte, habe ich zumindest die Gelegenheit genutzt, die Aussichtsplattform zu erklimmen. Der über den Sophien-Friedhof verlaufende Grenzabschnitt (schon wieder mitten über einen Friedhof) steht seit 1990 unter Denkmalschutz. Für das Museum selbst hatte ich keine Zeit mehr, ist aber für meinen nächsten Besuch vorgemerkt.



Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt, im Oktober bin ich nochmal in der Hauptstadt. Alle Berlinbilder gibt’s weiterhin bei Flickr und Google Photos.
Hast du eigentlich schon mal Fotogeschichten oder Fotobücher oder Bildbände mit deinen vielen wunderbaren Bildern gemacht?
Nein bisher nicht. Als das mit den DigiCams losging habe ich mal 100 Fotos ausgedruckt. Das war so ein Sonderangebot 100 zum Preis von 50 (o.ä.).
Du langweilst mit deinen Berichten in KEINSTER Weise. Ich finde sie toll! Und was du alles abmaschiert hast! Hut ab! Und, wie immer, tolle Fotos!
Danke dir und ja, rd. 50.000 Schritte sind (incl. Weg vom und zum Bahnhof) zusammengekommen. Das mit der Schifffahrt merke ich mir mal. Und zwischendurch gings natürlich auch mit dem ÖPNV vorwärts (auch schon mal für 2-3 Stationen).