Extraschicht 2019

Ein gutes halbes Jahr ist es jetzt schon her, daß der Steinkohlenbergbau bei uns Geschichte ist und trotzdem ging’s am letzten Wochenende wieder mal auf Schicht, genauer gesagt auf Extraschicht. Wie immer am letzten Wochenende im Juni startete die Nacht der Industriekultur und wie im letzten Jahr stand das Thermometer auf weit über 30 Grad. Ich erreichte die Zeche Zollverein um kurz nach 17.00 Uhr. Zeit also, um noch etwas im Schatten Platz zu nehmen.

Weil ich in den letzten Jahren die Kokerei oft sträflich vernachlässigt hatte, führte mich mein Weg in diesem Jahr als erstes dorthin. Besucher durften eine Führung auf die Dachterrasse des neuen zweistöckigen RAG Gebäudes mitmachen. Sowas lasse ich mir nicht zweimal sagen. Das Gebäude wurde nachhaltig und Ressourcen schonend gebaut. Die Materialien sind später einmal wiederverwertbar. Zusätzlich ist das Dach mit rd. 30 cm Erde gefüllt und begrünt. Eine Photovoltaikpergola sorgt für Schatten und gleichzeitig für Strom.

Während wir noch das tiefergelegte (öffentliche) und ebenfalls begrünte Parkdeck nebenan betrachten, startet auf der Bühne das Musikprogramm. Passend zum Wetter geht es mit afrikanischer Musik von Sapali Percussion los. Danach betreten die Physikanten mit einer kurzweiligen und unterhaltsamen Vorstellung die Bühne. Ihre Show trägt den Titel „Bang, Boom, Wow“. Vielleicht hätte der Moderator nicht verraten sollen, daß er das Publikum, also einige, genauer gesagt einen bestimmten mit in die Show einbauen wollte. In einem unbeobachteten Moment verschwand der Ausgesuchte nämlich eiligen Schrittes 🙂 .

Auf dem Weg in Richtung Zeche blieb ich kurz am Truck des Bundeslandes Sachsen stehen. Neben Werbung für Industriekultur, sorgte Benny Hofer mit seiner Maschine dort für Aufsehen. Diese Maschine und ein passendes Drum Modul sorgten dafür, daß eine sich drehende Achse mit verschiedenen Scheiben Musik auf mehreren Schlagzeugen erzeugte. Eine geniale Maschine, die man zu spielen wissen muß. Googelt mal nach „Bam Bam – The Mechanical Sequenzer“ oder klickt mal hier.

Zurück auf Zeche Zollverein, wußte ich gar nicht wo ich anfangen sollte. Die Kölner Band Kwaggawerk, die ich schon aus dem Vorjahr kannte, spielte fröhlich anarchische Musik, der Künstler Hikohki Gumo verstrickte sich und seinen Anzug in zwölf Haselstecken, Stelzenläufer präsentierten extravagante Mode im Baushausstil und auf dem Ehrenhof startete die Show Lufttanz. Hier hing die Künstlerin am Heliumballon, während dieser von zwei Helfern an jeweils einem langen Seil bewegt wurde. Die junge Dame interagierte unterdessen mit einem Flügelwesen auf gefederten Hochstelzen.

Zwar habe ich die Geschichte, die gespielt wurde, nicht wirklich verstanden, aber vielleicht war das auch Nebensache. Hierbleiben oder weiterziehen war nun die Frage. Zwar war das Programm der Zeche Zollverein noch mehr als umfangreich, aber nichts destotrotz es zog mich in den Landschaftspark nach Duisburg. Die Uhr zeigte 21.55 Uhr, das Navi verkündete 20 Minuten über die Autobahn und nochmal 15 Min. Fußweg über den grünen Pfad.

Bei Erreichen des Landschaftsparks stutzte ich kurz, denn der Platz vor dem Hochofen war 30 Min. vor dem Feuerwerk noch fast leer. Das sprach gegen alle Erfahrungen der letzten Jahre. Eine kurze Nachfrage brachte sogleich den Grund, dieses Jahr fand das Feuerwerk auf der Hochofenrückseite genauer dem Bunkervorplatz statt. So gerne hätte ich auch hier noch viel mehr Zeit verbracht, denn Klanginstallationen mit Geräuschen des Parks, das Aktionstheaters PAN.OPTIKUM, alles das habe ich nur am Rande mitbekommen.

Dafür gab es ein Mega Feuerwerk. Holla die Waldfee, zum 25. Jubiläum des Landschaftsparks Duisburg ging 12 Min. optisch wie musikalisch die Post ab. Über die gesamte Breite der Hochofenkulisse wurden Feuerwerkskugeln im Sekundentakt in den Himmel geschossen und zum Schluß gab es eine Explosionskaskade, daß eimen fast die Ohren fliegen gingen. Der Applaus setzte daher auch mit leichter Verzögerung ein, denn viele hatten die Finger noch in den Ohren (oder wie ich am Fotoapparat).

Der Rückweg über den grünen Pfad, der eigentlich ein schnurgerader Radweg von DU Meiderich über Neumühl bis nach Oberhausen ist, war weil unbeleuchtet, gegen 0.00 Uhr entsprechend dunkel. Erfahrene Landschaftspark- und Extraschichtbesucher haben für solche Fälle immer eine Taschenlampe dabei und ja, ich sah ein paar neidische Gesichter. 😉

Auch dieses Jahr waren insgesamt wieder 300.00 Besucher unterwegs. Wer jetzt Lust bekommen hat, auch mal bei einer Extraschicht dabei zu sein, der Termin für das kommende Jahr steht schon fest. Nach der Schicht ist vor der Schicht und so startet eine neue Ausgabe am 27.06.2020. Zum Schluß noch ein paar Bilder, die es nicht in den Blog geschafft haben, wie immer bei Flickr und GooglePhotos.

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