[Werbung] Die Tickets für die Extraschicht wurden zur Verfügung gestellt durch Ruhr Tourismus, die Grubenfahrt wurde organisiert durch die RAG-Stiftung.
Ruuummmms mit zwei tiefen Donnerschlägen, so stark, daß der Boden vibriert endet das Feuerwerk über dem Hochofen in Duisburg. Es ist 23.30 Uhr, Applaus brandet auf. Aber laßt mich den Samstag von Anfang an erzählen. Knapp 30 Grad am Nachmittag und strahlender Sonnenschein empfängt uns in Dinslaken. Ich starte meine Extraschicht in diesem Jahr auf der Zeche Lohberg. Bevor der Steinkohlebergbau Ende 2018 endet, spendiert Ruhr Tourismus und die RAG Stiftung gut 600 Gewinnern und Bloggern eine der letzten Grubenfahrten.
Nach dem Einchecken bleibt noch ein Moment Zeit, bevor wir uns ab 17.20 Uhr nach und nach mit Bussen auf den Weg zu Schacht 10 der Zeche Prosper Haniel begeben. Rund 7 km nördlich des bekannteren Förderturms an der Halde Haniel werden wir bereits von einigen Bergleuten erwartet. Ich gehöre zu Gruppe 1 und darf die erste Fahrt für heute mitmachen. Schutzbrille, Helm, persönliche Sachen einschließen und schon stehen wir vor dem Förderkorb, der uns in knapp 1.200 Meter Tiefe bringt. Heute ist nix mit Bergmannshemd und Grubentuch, es geht im Räuberzivil unter Tage. Dabei hatte ich mich schon so aufs gemeinsame Duschen gefreut 😉 .
Mit dabei ein Team des WDR. Ein lautes Pfeifen verkündet den Start und schon setzt sich der Förderkorb in Bewegung. Angst? Nein, ich habe ja bereits eine Grubenfahrt hinter mir, über die ich 2013 hier berichtet habe. Trotzdem ist so eine Fahrt immer wieder beeindruckend. Mit rd. 12 Metern pro Sekunde (rd. 43 km/h) rauscht der Korb, automatisch gesteuert, in die Tiefe und erreicht nach rd. 90 Sekunden Sohle 7. Dieser Teil wurde erst 2011, nachdem der Schacht um 270 Meter tiefer geteuft wurde, erschlossen. Dies und einige Dönekes mehr erzählt uns Bergmann Dirk mit lauter Stimme.
Die Schachthalle hat einen Durchmesser, der einer U-Bahn locker Platz bietet und die knapp 1.200 Meter Gestein über uns spielen sich nur im Kopf ab. Dank guter Bewetterung (Lüftung) herrschen in dieser Tiefe fast schon angenehme Temperaturen 🙂 . Der WDR bleibt auf Grund der Kameras nach 150 Metern zurück, während wir weiter vorlaufen bis die ersten Transportbänder in Sicht kommen. Weiter geht es auch für uns nicht, dafür wäre Sicherheitsausrüstung und Bergmannskluft (aus 100% Baumwolle) nötig. Leider waren wir so nicht vor Kohle, aber ein Erlebnis ist eine Grubenfahrt auf jeden Fall.
Zurück am Spielort der Zeche Lohberg hat die Extraschicht mittlerweile begonnen, so daß ich mich noch ein bisschen vor Ort umsehe. Da die großen Aktionen aber erst für den späteren Abend angekündigt sind, mache ich mich gegen 19.30 Uhr auf nach Essen zur Zeche Zollverein. Hier findet in diesem Jahr parallel zur Extraschicht der 13. Deutsche Bergmanns-, Hütten- und Knappentag mit Bergmannskapellen aus ganz Deutschland statt. Egal wo man geht oder steht, überall schallt einem Musik entgegen.
Auf dem Vorplatz der Zeche sitzt unterdessen ein Dalmatiner zu Tisch und genießt sein Abendessen, während Frauchen gleich anschließend Akrobatik am schwingenden Tuch zeigt (ohne Dalmatiner 😀 ). Alleine auf Zollverein gibt es so viele Veranstaltungen und Ausstellungen, daß man hier den ganzen Abend verbringen könnte. Leider sind einige Shows bereits vorbei, andere finden erst später wieder statt. Also führt mein Weg mich weiter, bis aufs Kokereigelände und dort werde ich bei einem Seifenhersteller fündig.
Hier wird Kohlenseife (Seife in Form eines Kohlestücks) solo oder zusammen mit einem Grubenhalstuch verkauft. Das Erinnerungsstück möchte ich mir nicht entgehen lassen. Die Uhr zeigt mittlerweile fast 22.00 Uhr. Auf zum Landschaftspark Duisburg Nord, wohlwissend, daß ich auf Zollverein einiges verpasse. Aber so ein einziger Abend ist einfach zu kurz für soviel Programm. Ich parke etwas außerhalb, laufe die letzten Meter und bin prompt 15 Min. zu früh. Der WDR produziert gerade die Sendung „Feuerwerk am Hochofen“, die ihr hier noch bis zum 30.06.2019 abrufen könnt.
Es ist ca. 23:18 Uhr als mit leichter Verspätung das Feuerwerk startet. Ihr kennt den Landschaftspark Duisburg Nord? Wenn nicht, solltet ihr unbedingt mal herkommen. Neben der regulären Illumination, wurde der Park zur Extraschicht noch bunter als er sonst schon ist. Der Hochofen erwachte dank des Feuerwerks wieder zum Leben, bevor selbiges mit einem riesigen, den Boden vibrierenden, Ruuummmms nach 15 Minuten wieder endet. 300.000 Besucher waren in dieser Nacht unterwegs, ich war einer davon.
Zum Abschluß habe ich dann doch noch Hunger bekommen und entgegen meiner ersten Überlegung nach Hause zu fahren, gönne ich mir auf dem Food Markt noch eine Portion Poutine. Das wollte ich schon lange mal probieren. Der Tag hatte mich derart geschafft, daß ich sogar auf das „Hallo“ einer Bikerin am Stehtisch nur beiläufig reagiert habe. Später tat mir das leid, vermutlich wird sie die Entschuldigung niemals erreichen 😮 . Gegen kurz nach 1.00 Uhr schließe ich nach 10 Stunden Extraschicht(-tour) die Wohnungstür wieder auf und falle erschöpft auf die Couch.
Wie ihr Eingangs gelesen habt, wurde ich beim Besuch der Extraschicht unterstützt, was meine Begeisterung aber in keinster Weise beeinflußt hat. Ich besuche die Extraschicht schon seit Jahren, wie ihr an den Berichten hier im Blog sehen könnt. Der Termin für 2019 steht übrigens auch schon, letzter Juni Samstag – 29.06.2019. Noch ein paar Bilder? Dann rüber zu Flickr oder Google Photos. Glück auf.
[Update] Hier sind weitere Berichte zur Extraschicht 2018.
Janett – Teilzeitreisender.de „Schicht im Schacht – Extraschicht mal anders“
Danny – Wahlheimat.Ruhr „Die 18. Extraschicht – 300.000 Besucher machen Party im Ruhrgebiet“
Jessica – Fernwehundso.de „Die Extraschicht 2018 und der Abschied von der Kohle“
[…] Michael hat sich für die Extraschicht 2018 sehr viel vorgenommen! […]
[…] Michael berichtet von der Extraschicht 2018. […]