Energiewenden

Zurück in die Zukunft geht es mit der Ausstellung „Energiewenden – Wendezeiten“ im LVR-Industriemuseum der Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen. Die Sonderausstellung blickt zurück auf die deutsche Steinkohle und den Wandel verschiedener Energiesysteme seit dieser Zeit. Die Kohle hat zwei Jahrhunderte Ruhrgebietsgeschichte geschrieben, Ende 2018 schließt bekanntlich die letzte Steinkohlenzeche Deutschlands.

Fossiles Zeitalter

Die Energiewenden dieser Zeit haben ihre Spuren hinterlassen. Halden und Schornsteine, Landmarken und Tagebau, Stauseen und Kühltürme. Die Ausstellung startet mit einer Dampfmaschine inmitten mattschwarz glänzender Kohle. Erst mit Hilfe der Dampfmaschine war Kohleförderung wie wir sie bis heute kennen möglich. Dampfmaschinen brachten das Zeitalter der Fabriken so richtig in Schwung und schufen eine Industrielandschaft der rauchenden Schornsteine.

Die erste Hüttenzeche des Ruhrgebiets ist die Zeche Oberhausen. Bereits 1847 legt Franz Haniel mit ihr den Grundstein für sein Unternehmen. Eine 150 Jahre alte Pleuelstange einer Dampfmaschine der Zeche Oberhausen zeugt von der Größe der Technik die notwendig war. Wußtet ihr übrigens, daß die Grundzüge der Industrialisierung in der Eifel zu finden sind? Erste Kohleförderungen, erste Wollfabriken, all das entstand in der Eifel. Aber die Wege waren lang und die gefundene Kohle reichte dort nicht aus, um industriell zu fertigen.

Zeitalter der Energie

Beschrieben wird am Beispiel der Familie Scheibler, die im 18. Jahrhundert von ihrem Stammsitz in Monschau ein erfolgreiches Wolltuch Unternehmen führte und folgende Generationen im 19. Jahrhundert neue Unternehmen in Mailand, Köln und Krefeld gründen. Auch die Kohleförderung rückte weiter nordöstlich ins heutige Ruhrgebiet vor. 1897 nahm Oberhausen als erste deutsche Stadt eine Straßenbahn in Betrieb und um 1900 startet die Elektrifizierung. Zuerst kam der Strom allerdings in die besser verdienenden Haushalte und erst nach dem ersten Weltkrieg auch in die Arbeiterhaushalte.

Wie wird Strom eigentlich verteilt? Gibt’s unterirdische Kreuzungen? Ja, bereits in den 1920’er Jahren gab es Unterflurverteiler und zu meiner Überraschung enthält die Ausstellung ein Ausstellungsstück ausgerechnet aus meiner jetzigen Wahlheimat Krefeld. Während nach dem Zweiten Weltkrieg noch Energiemangel herrschte, kam es in den Jahren des Wirtschaftswunders tatsächlich zum Energieüberfluss. Erdöl und billige Braunkohle aus den Großtagebauen brachten die zuvor begehrte Ruhrkohle ins Abseits.

Der erste Kohleofen, der gleichzeitig elektrische Kochplatten hat (ich wußte nicht, daß es so etwas mal gab) ist ebenso Teil der Ausstellung, wie eine Reihe von Küchengeräten, ein Kühlschrank und ein Staubsauger von Vorwerk, an den ich mich noch erinnern kann. Daneben die riesige Schaufel eines Braunkohlebaggers mit Bildern derjenigen 38 Dörfer bzw. Siedlungen, die bis heute für die Braunkohle umgesiedelt wurden. Während „Schwarze Kohle“ bei der Verbrennung die Luft verdreckt, wendet man sich in einem weiteren Ausstellungsteil der Wasserkraft zu. Erste Stauseen, die auch der Trinkwasserversorgung dienen, erzeugen Strom dank Wasserkraft, genannt die „Weiße Kohle“.

Energiewende

Nun geht es Schlag auf Schlag. In den 70’ern hatte NRW große Visionen, mit billiger, unerschöpflicher Atomenergie wollte man in Hamm und Kalkar die weltweit modernsten Reaktoren bauen und gleichzeitig der heimischen Kohle als Rohstoff eine neue Zukunft sichern. Was daraus wurde, sieht man am Beispiel des „Schnellen Brüters“ in Kalkar. Heute ist er, weil nie ans Netz gegangen, ein Freizeitpark. Vermutlich besser so.

Die Ausstellung endet mit der Energiewende, die nicht erst vor 2-3 Jahren begonnen hat und gibt an einem Tisch die Möglichkeit sich durch das Aufkleben schwarzer Punkte an einer Umfrage zu beteiligen. Ich war überrascht, daß viele lieber auch weiter Atomenergie nutzen würden (Rot = Ich stimme zu) und sich (gleichzeitig?) durch digitale Stromnetze überwacht fühlen.

Besonders gelungen fand ich die sogenannten Zeitkapseln, kleine zylinderförmige Gefäße, die dazu auffordern sie zu öffnen. Im Inneren befindet sich eine Art Einmachglas sowie die Geschichte eines Kindes aus der jeweiligen Zeit. Das Glas enthält kleine Funde, um aus der jeweiligen Epoche aus Kindersicht zu berichten. Mal ein Stein, mal eine Ansichtskarte, mal ein kleiner Teil eines Stromkabels. Die Gläser wurden natürlich nicht wirklich von 100 Jahren gefüllt, sondern von einer Schulklasse der Gesamtschule Weiherheide, aber ich fand die Vorstellung, daß die Kinder sich in die jeweilige Zeit zurückversetzen konnten eine schöne Idee.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. Oktober 2018, der Eintritt beträgt 6,- €, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind frei. Wenn ihr bis zum 29.4.2018 kommt ist im Eintrittspreis auch die Dauerausstellung „Schwerindustrie“ inbegriffen und wenn ihr in Besitz der RuhrTopCard seid, berechtigt diese zum freien Eintritt in die Dauerausstellung und in die Sonderausstellung. Mehr Infos gibt es hier. Ich habe die Ausstellung privat besucht und oben genanntes ist meine persönliche Meinung.

Ach ja, und wenn ihr etwas Zeit mitbringt, leiht euch an der Kasse das Tablet zur Ausstellung aus, denn über eine Art QRCode gibt es an ausgewählten Stellen noch mehr Informationen zu einzelnen Exponaten und Installationen. Eine etwa 70 Quadratmeter große, begehbare, interaktive Karte der Rhein-Ruhr-Region ist ebenfalls mit QRCodes versehen worden. Das Ausleihen des Tablets habe ich aus Zeitgründen nicht ausprobiert, dafür habe ich mir, was ich sonst äußerst selten tue, den Ausstellungskatalog für 17,90 € gegönnt.

4 Kommentare

    1. Ja, vom Bahnhof OB sind es nur ein paar Meter, wenn man mit dem Auto kommt auf der rückseitigen Straße (Altenberger Str.) kostenlos parken. Alles Parterre, breit genug für Rollstühle.

      Antworten

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