Guten Morgen Berlin (II)

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Willkommen zum zweiten Teil von „Guten Morgen Berlin“. Ich falle eigentlich nur selten mit der Türe ins Haus, will sagen, manche Gebäude kenne ich von außen, reiße aber nicht ungefragt die Türe auf, um mich drinnen umzugucken. Dann aber sehe ich mehr zufällig interessante Bilder oder lese, daß man dieses oder jenes Gebäude betreten darf und in manchen Gebäuden, Museen und Gedenkstätten der Eintritt sogar kostenlos ist. Wo und unter welchen Bedingungen lest ihr hier. So war ich dieses Mal u.a im Deutschen Dom, das ist das Gebäude, das auf dem Gendarmenmarkt zur linken Seite steht (wenn ihr richtig herum steht, sonst eben rechts 😉 ). Hier gibt es eine Dauerausstellung des Deutschen Bundestages mit dem Namen „Wege – Irrwege – Umwege„. Leider gab es keine Möglichkeit, vom Dom herunter zu gucken, so daß ich außer einer Stippvisite dann doch nichts dort gemacht habe. Aber für obiges Foto war es schon Wert reinzugehen.

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Stattdessen hatte ich noch einen Termin mit Angelas Dienstsitz, dem Reichstag. Ich hatte mir nochmal einen Termin für einen Kuppelbesuch reserviert und nach Durchleuchtung (der Taschen) ging’s auch schon mit dem Aufzug nach oben. Leider war keine Sitzungswoche im Bundestag, ansonsten hätte man der Politik auf den Kopf spucken gucken können. So waren nur die leeren Sitze des Bundestags zu erkennen. Trotz der Kontrollen (CheckIn wie am Flughafen) kann ich den Besuch der Reichstagskuppel nur jedem empfehlen. Auch dieses Mal hatte ich wieder das Glück bei über 25 Grad da oben rumzustiefeln, sah aber das Gewitter näher ziehen und als bei Twitter vor Unwettern in und um Berlin gewarnt wurde, habe ich mich dann doch zügig in die nächstliegende U-Bahn Station begeben.

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Am nächste Tag folgte ein Ausflug in die Berliner Ausgabe des Botanischen Gartens. Wenn ihr den Botanischen Garten in Bochum kennt, verdoppelt die Fläche locker und ihr bekommt eine Vorstellung was euch in Berlin erwartet. Alleine die Gewächshäuser können einem schon 1 Stunde rauben. Ich folge dem Weg, der mir in dem Flyer, den ich an der Kasse erhalten habe, empfohlen wird (huch was’n komplizierter Satz). So komme ich an den meisten z.Zt. blühenden Pflanzen vorbei. Ihr wißt warum ich so gerne in Botanische Gärten gehe? Überall stehen Schilder, die einem Dummy wie mir die Pflanzenwelt erklären :-D. Aber mal im Ernst, wem die Hektik der Stadt mal auf den Wecker fällt, hier gibt’s massig Platz für Erholung und Ruhe. Ab und zu begegnet euch vielleicht mal ein Gärtner oder auch ein kleiner schüchterner Fuchs. Der Eintritt kostet übrigens 6,- €, wenn ihr euch wie ich für die Berlin Welcome Card entscheidet, um als Tourist mit U- und S-Bahn, Bus, Tram usw. fahren zu können, halbiert sich der Eintritt auf 3,- €. Wie ihr hinkommt zum Botanischen Garten, wann geöffnet ist usw. lest ihr hier.

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Von dort zum Alliierten Museum sind es nur ca. 10 Minuten mit dem Bus und der Eintritt ist (siehe oben) auch in diesem Museum frei. In einem alten Kino finden sich Uniformen, Ausweise und Orden der Westalliierten sowie Geschichten über die Luftbrücke. Wer schon mal von der Luftbrücke nach Berlin gehört hat, wird wissen, daß es einen Piloten namens Gail Halvorsen gab, der den Kindern beim Anflug auf Berlin Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen abwarf. Die Ausstellung enthält nun u.a. auch den Brief eines kleinen Jungen, der mir feuchte Augen bescherte. Er schrieb in diesem Brief an Gail Halvorsen, daß er während der Abwürfe 6 Wochen im Krankenhaus lag und ganz traurig war, daß er keine Süßigkeiten abbekommen hat, weil keiner der Fallschirme im Garten des Krankenhauses gelandet ist. Jetzt wo er wieder zu Hause sei, würde er sich freuen, Gail Halvorsen bald wieder im Anflug zu sehen. Kinners mir kommen schon wieder die Tränen.

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Auf dem Rückweg noch ein Foto von der U-Bahn Station Dahlem Dorf gemacht, weil die nun mal gar nicht nach Berlin aussieht und nach soviel Ereignissen aus alten Tagen ging es zu anderen Ereignissen aus alten Tagen.

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Das Schöneberger Südgelände, ein ehemaliger Rangierbahnhof, wurde bereits vor Jahren zu einer Naturlandschaft mit Relikten der Dampflok-Ära umfunktioniert, eine echte Dampflok im Wald inklusive. Nach der Stilllegung des Bahnhofs konnte sich die Natur auf einer Fläche von 18 Hektar wieder ausbreiten. Graffiti, alte Schienenstränge, eine längst vergessene Drehscheibe und ein paar künstlich angelegte Wege sind auf dem Gelände zu finden. Von der S-Bahn Station Priesterweg (S1) zum Schöneberger Südgelände ist es keine Minute, der Eintritt wird über eine Art Park(!)automat (man achte auf das Wortspiel 🙂 ) erhoben. Ich weiß nicht, was passiert, wenn man kein Ticket zieht, schließlich habe ich keinen Scheibenwischer, an den man mir das Knöllchen klemmen könnte 😉 aber bei 1,- Euro kommen da keine großen Fragen auf.

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Mittlerweile war es schon Nachmittag und auf meiner weiteren Tour dachte ich mir beim Warten auf die S-Bahn nimmste noch ’ne Waffel und ’ne Cola am Bahnhofskiosk mit. Da meine Tasche mit zwei Fotoapparaten, Schirm und sonstigem Gedöns schon einiges wiegt, habe ich i.d.R. nur 1-2 kleine Flaschen Getränke dabei und kaufe nach, wenn es sich ergibt. Die Bedienung kramte also meinem Wunsch gemäß die Cola hervor, lehnte dann aber überraschender Weise meine leeren Einwegwasserflaschen (am Vortag bei Rewe gekauft und 50 Ct. Pfand wert) ab. Leider nur die, die wir auch verkaufen. Wenn ihr denkt, sie hätte mich überrascht, ich überraschte sie zurück. Gut sagte ich, dann nehme ich auch keine neue mit. Das erstaunte Gesicht war Gold wert :-). Noch schnell die Waffel bezahlt und ab in die S-Bahn.

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Nach soviel Natur und dem mißlungenen Kauf eines neuen Getränks wollte ich mir einen Kaffee oder einen Cappuccino gönnen und das nicht irgendwo, sondern im kleinsten Café Berlins namens „Concierge„. Es befindet sich am Paul-Linke-Ufer 39/40 und hat seinen Sitz in der Pförtnerloge(!) dieses Wohnkomplexes. Gefunden habe ich den Hinweis im Blog von Visit Berlin. Am Paul-Linke-Ufer (Landwehrkanal) war ich vor Jahren das letzte Mal und hatte schöne Erinnerungen via schöner Bilder aus der Zeit.

Mittlerweile war der erste Eindruck allerdings verschwommen und so stehe ich auf der anderen Seite des Landwehrkanals und überlege ob ich rechts oder links herum gehe (das Problem mit den Hausnummern … ihr wißt schon). Ich nahm spontan die falsche Richtung zur nächste Brücke und mußte auf der gegenüberliegenden Seite wieder zurück. Irgendwann war aber die Hausnummer 39/40 gefunden. Wenn ihr dieses kleinste Café aufsucht, habt ihr die Wahl, entweder ihr bestellt und trinkt euren Kaffee, Cappuccino vor dem Fenster oder ihr tretet ein, müßt aber damit rechnen, daß die 2-3 Sitzplätze vergeben sind. Ich bin natürlich rein, weil ich von der Inneneinrichtung ein Foto machen wollte.

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Ich hoffe die junge Dame war sich ihrer Tat bewußt, also sie mit auf das Foto wollte. She wanted to be on the picture, really :-). Egal wie eure Getränkewahl ausfällt, der Cappuccino war ausgesprochen lecker (und nett anzusehen sowieso 😉 ). Wenn ich richtig informiert bin, hat das Café mittlerweile auch am Wochenende geöffnet und einen 360 Grad Blick auf die Inneneinrichtung gibt’s (via Google) zusätzlich noch hier.

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Während ihr euer Getränk genießt, gibt’s noch die Möglichkeit die kleinste Wäscherei zu besuchen (das Bügelbrett steht aus Platzgründen vor der Türe) und wenige Meter weiter die Straße entlang gibt’s dann noch den „Schutanten“ und den „Wohnzimmer“ Laden. Ich wette mit weiblicher Begleitung gibt’s da bestimmt was zu shoppen 😀 . Zum Schluß habe ich den Tag im Umfeld des Brandenburger Tors ausklingen lassen und weil der Himmel gerade hübsch wolkig blau war, wollte ich die Gelegenheit wahrnehmen, auch am Holocaust Mahnmal noch ein paar Fotos zu machen. Ihr dürft auf den Quadern des Mahnmals sitzen, liegen, dazwischen rumlaufen, aber sobald ihr auch nur für einen Moment einen Fuß darauf setzt, steht ruck zuck einer vom Aufsichtspersonal neben euch (ich hab’s extra für euch ausprobiert 😮 ).

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Der Abreisetag zeigte sich bedeckt mit Nieselregen und war Christi Himmelfahrt. Während sonst die Busse und U-Bahnen morgens rappelvoll sind, war an dem Morgen fast gar nichts los. Klar, wer ist an einem trüben Feiertag auch schon um 10.00 Uhr morgens unterwegs? Ich 😉 ! Ich wollte noch einen Blick auf den Mauerpark, einem Stück Berliner Mauer, das für Graffitis freigegeben ist, werfen und einen Abstecher zu den Hackeschen Höfen bzw. dem Gebäude daneben machen. Die Hackeschen Höfe (Rosenthaler Str. 40/41) sind der sehenswerte Teil, weil man auf den ineinander verschachtelten Höfen manch überraschenden Laden entdeckt, aber mindestens ebenso sehenswert ist das Gebäude gleich nebenan (Rosenthaler Str. 39), denn es hat sich bisher allen Renovierungen widersetzt und strahlt noch den Charm der DDR Zeit aus. Ein Café, ein Kino und das Anne Frank Zentrum sind hier u.a. beheimatet. Alle anderen wichtigen Adressen entnehmt ihr bitte den Briefkästen (auf dem Bild 😀 ).

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Damit endet meine Berlinreise für dieses Mal. Wieder habe ich viel erlaufen, hatte platte Füße und Druckstellen mir aber keine Blasen gelaufen, wie ich es vor Jahren mal während eines beruflichen Aufenthalts geschafft hatte. Ich überlege schon, wann ich wieder hinfahre, denn nach Berlin ist vor Berlin … darauf ein „Dickes B“.

Dickes B, home an der Spree,
im Sommer tust du gut und im Winter tut’s weh.
Mama Berlin – Backsteine und Benzin,
Wir lieben deinen Duft, wenn wir um die Häuser zieh’n.

Teil 1 „Guten Morgen Berlin (I)“ findet ihr hier … Bilder bei Google+ und Flickr.

Guten Morgen Berlin (I)

Guten Morgen Berlin,
Du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau,
du kannst so schön schrecklich sein,
Deine Nächte fressen mich auf …

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… singt Peter Fox in „Schwarz zu Blau“ und so ein bisschen Recht hat er ja, aber Berlin ist eben eine Großstadt und da gibt’s schöne und auch weniger schöne Ecken. In diesem Jahr ist mir mehr denn je aufgefallen, wie international Berlin mittlerweile geworden ist. Da wo Touristen zu finden sind, herrscht ein babylonisches Sprachgewirr und obwohl mein Englisch eher mäßig ist, war mein Kopf manchmal regelrecht im englisch Modus. Mal bat jemand Platz zu machen, weil er aus der U-Bahn wollte, dann baten zwei Damen mit französischem Einschlag darum einen 20’er in zwei 10’er zu wechseln. Da war der typisch ruppige Berliner Busfahrer schon ein ungewohnter Klang in den Ohren ;-). Jedesmal wenn ich im Zug nach Berlin sitze, habe ich einen Plan mit Zielen im Gepäck. Was ich dabei gerne vergesse, die Wege können weit sein. Manchmal läuft’s gut, ich habe tolle Erlebnisse und bekomme viele schöne Bilder, ein anderes Mal läufts irgendwie anders als gedacht, auch darüber möchte ich heute etwas schreiben. Und dann denke ich manchmal, wie wäre es wohl in Berlin zu leben?

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Drei Tage im Hotel ist natürlich nicht zu vergleichen, mit dem beruflichen Alltag, mit Stau und vollen U-Bahnen. Man muß im Hotel nichts einkaufen, sich nur unwesentlich um etwas zu Essen kümmern und trotzdem überlege ich manchmal, ist der Niederrhein eigentlich meine Heimat? Oder ist das Ruhrgebiet noch meine Heimat? Ich bin mir unschlüssig. Während ich noch den Koffer packe, habe ich ständig das Gefühl etwas vergessen zu haben und wenn ich auf der Heimreise bin, würde ich am liebsten gleich wieder los. Wenn da nicht das schnöde Geld wäre, das mir für ein Leben aus dem Koffer fehlt.

Die Reise startet einen Tag nach dem GröBaZ = größten Bahnstreik aller Zeiten. Die Züge fahren wieder, aber 2 Min. vor Ankunft mit der Ansage „Heute in umgekehrter Wagenfolge“. Da kommt Freude auf, wenn man eigentlich im ersten Wagen gesessen hätte und jetzt im letzten. Laßt mich durch, Bahnsteig frei, ich bin Arzt 🙂 . Danach läuft’s glücklicherweise wie geplant, der Zug erreicht bis auf 2 Minuten pünktlich Berlin Hauptbahnhof und 20 Min. später stehe ich im Hotel „Großer Kurfürst“, das ich übrigens empfehlen kann, weil gutes Frühstück, Heißwasserkocher für Tee/Kakao im Zimmer sowie vier Getränke/Tag und WLAN im Preis enthalten (und das sage ich, ohne daß der Aufenthalt gesponsert ist).

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Was ich an Berlin so liebe, ist daß man, ohne Geschichte speziell mögen zu müssen, trotzdem Geschichte erleben kann. Im letzten Jahr hatte ich euch von der 360 Grad Panoramaausstellung „Die Mauer“ (von Yadegar Asisi) berichtet, dieses Mal gab es an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet öffentliche Panoramen des Berlins im Jahre 1945 „Frühling in Berlin“ (Stichwort 8. Mai, Kriegsende vor 70 Jahren). Gerade die Gegenüberstellung des „alten“ und des „neuen“ Berlins macht hier den Reiz aus. Bei diesen zeitlich begrenzten Ausstellungen spielt natürlich immer ein bisschen Glück mit, gerade zum Veranstaltungszeitpunkt dort zu sein, so wie z.B. im letzten Jahr auch bei der Großbildprojektion zur deutschen Geschichte am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus/Reichstag, die mir immer noch Gänsehaut verschafft. Da stehe ich am ersten Panorama auf dem Alex (Alexanderplatz) und lese den Begleittext, als mich ein älterer Berliner anspricht und auf die tägliche Ration Brot im Jahr 1945 verwies. 600 g gab’s nach dem Krieg, aber wer ißt heute noch 600 g Brot am Tag. Irgendwie hat er ja Recht. Ich fahre weiter zum Lustgarten und von dort zum Potsdamer Platz. Mit dem 200’er Bus keine 10 Minuten. Doch dann kam alles anders.

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Stellt euch eine große Straße in eurer Stadt vor. Nein eine noch größere, mehrspurig, 3-4 Buslinien, Taxis, Ausflugsbusse und mehr. Nennen wir sie „Unter den Linden“. Auf dieser Straße stoppt der Bus nach rd. 500 Metern. Eine rote Ampel, aber als es grün wird tut sich nichts. Dann wieder rot, aus der Querstraße kommt ein Auto, dann wieder grün, aber kein Vorwärtskommen. Der Israelische Staatspräsident fuhr wohl vor (oder auch nicht), er war aber angekündigt. „Unter den Linden“ wurde daher voll gesperrt. Da der Bus momentan an einer Fußgängerüberquerung stand und sich auch weitere 3-5 Rotphasen später nichts tat, machte der Fahrer die vorderste Türe auf und wer will durfte aussteigen. Gesagt, getan, aber leider waren auch die alternativen U- und die S-Bahn Stationen am Brandenburger Tor abgesperrt. Also Chaos auf ganzer Linie. Autos hupten, Polizei stand gleich im Dutzend auf der Straße, alles wurde dreispurig in eine einspurige Nebenstraße gelenkt. Mir blieb nur zu Fuß weiter zu gehen, obwohl ich mir vorgenommen hatte am ersten Tag meine Füße zu schonen 😮 .

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Ich erreiche nach einigen Irrungen und Wirrungen noch weitere der Großbildpanoramen und beende den Tag im Park am Gleisdreieck. Auch darüber habe ich im letzten Jahr schon mal berichtet, eine ehemalige Brachfläche direkt am U-Bahnhof Gleisdreieck. Während über euch die U-Bahnen vorbeirumpeln, unter euch der Fernverkehr durch einen Tunnel Richtung Hauptbahnhof rollt, gibt’s hier ganz viel Platz zum Ballspielen, Skateboard- oder Fahrradfahren oder einfach nur zum Sitzen, Picknicken oder Leute beobachten. Bleiben wir beim Thema grün und Park. Der Folgetag startete am Volkspark Friedrichshain. Ein großer Brunnen mit Märchenfiguren erwartet euch am Eingang. Soweit war ich vor Jahren schon einmal, aber dieses Mal wollte ich mir den Park dahinter ansehen. Auf ging’s zum großen Bunkerberg. Pappelsamen lagen auf den Wegen, als hätte es gerade geschneit. Ich also den Weg bergan. Immer weiter bergan, aber ein Oben gab’s irgendwie nicht. Aus dem Wald lugten ein paar Betonreste hervor, vermutlich der Bunker oder was davon übrig war. Insgesamt eher langweilig und daher gleich ab zum nächsten Ziel dem Leisepark.

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Laut ging’s hier tatsächlich nicht zu, denn im vorderen Teil war dieser Park ein Friedhof. Irgendwie lauf ich auch nur in Hamburg und Berlin auf Friedhöfen rum, zu Hause eher nie. Die meisten Gräber waren schon an die 50 Jahre und älter, ein paar frische gab es aber auch. Interessant wurde es dann im hinteren Teil, denn dieser wurde dem Verfall preisgegeben. Mitten zwischen Büschen und Bäumen standen hier halb verfallene Grabsteine und Reste von kleinen Häusern, vermutlich Familiengräbern. Wege dahin gab es z.T. keine mehr. Über mir ein laut krächzendes Elsternpaar, ich habe mich nicht näher rangewagt, vielleicht hatten sie Junge und da sind Vögel ja schon mal angriffslustig. Ich verließ den Leisepark und nach ein paar Metern mit der Tram (Straßenbahn), sollte es mitten in den Bezirk Prenzlauer Berg gehen. Entlang der Knaackstraße, vorbei an kleinen Läden bis zur Kulturbrauerei. Über mir kreiste der Hubschrauber, ich wollte auf keinen Fall irgendeinen Staatspräsidenten o.ä. in meiner Nähe sehen. Stattdessen entdecke ich am Kollwitzplatz das Bratpfannenweib, eine Skulptur aus alten Bratpfannen. Und ich werfe die alten Dinger immer weg 🙂 .

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Mein nächstes Ziel die Kulturbrauerei ist seit 1967 keine Brauerei mehr, sondern heute ein Gebäudeensemble, daß unter Denkmalschutz steht und u.a. Kinos, Theater, Diskotheken und ein Museum enthält. Dieses war mein Ziel, denn dort läuft die kostenfreie Dauerausstellung „Alltag in der DDR“ (Taschen einschließen, Fotografieren erlaubt). Es gibt u.a. den Trabbi mit Reisezelt, jede Menge Orden und Auszeichnungen, den Ferienscheck und eine alte Gastwirtschaft zu sehen. Die Speisekarte empfiehlt heute u.a. Jägerschnitzel, Setzei und gem. Gemüse für 2,65 (Ostmark) :-). Danach habe ich auch Hunger und laufe bis zu Konnopke. Endlich kann ich mal die in allen Reiseführern erwähnte Currywurst probieren, die es nur dort und nicht (Zitat der Webseite) im Onlineversandhandel gibt 😉 . Tja … was soll ich sagen, sie war gut, aber nach Berlin fahren muß man dafür nun auch nicht zwingend. Das kleine Menü (Currywurst, Pommes) für 3,50 €, extra Ketchup für 0,30 € schwupps gleich aufschwatzen lassen, Getränk erfolgreich abgewehrt.

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Dann zu Fuß weiter die Kastanienallee runter, eigentlich auf der Suche nach alten Hinterhöfen, in denen es noch was zu sehen gibt. Ja so ein bis zwei habe ich auch entdeckt, der Rest war vielfach verschlossen. Wie immer habe ich mit der Hausnummerierung gekämpft, denn während hierzulande die gerade Nummern auf der einen und die ungeraden auf er der anderen Straßenseite sind, ist in Berlin die eine Straßenseite aufsteigend von 1 bis irgendwas (man weiß ‚et nicht) und wenn die Straße zu Ende ist, geht’s auf der anderen Straßenseite weiter. Gegenüber von 21 ist also z.B. 157 o.ä. Ich war auf der Suche nach „Kauf dich glücklich“ auf der Kastanienallee 54. Eine Art Modeshop mit Tinnef Kramecke sowie Eis- und Waffelladen. Verrückte Kombination, gell? Draußen waren es an dem Tag sowas um die 25 Grad, drückend, schwül, ich entschied mich für ein kleines Eis, während ich mich ein wenig im Laden umsah. Ich glaube das ist eher was für Mädchen/Frauen 😉 , ich fand’s trotzdem witzig und das Eis war super lecker. Am besten ihr schaut euch das demnächst mal selber an. Es gibt noch einen weiteren Laden auf der Oderberger Str. 44.

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Teil 2 „Guten Morgen Berlin (II)“ coming soon … Bilder findet ihr bei Google+ und Flickr.

Nach Berlin um Geschichte zu erleben (II)

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Der Sommernachmittag zeigte sich sonnentechnisch wieder erbarmungslos. Ich glaube ich hatte mittlerweile das dritte Poloshirt binnen zwei Tagen durchgeschwitzt und es stellte sich die Frage, warum habe ich eigentlich was Langärmeliges mitgenommen? Ich mache mich auf die Suche nach unendlichen Weiten … oder besser ich kam auf die Idee, mir mal den Flughafen anzusehen. Nein nicht den BER, der ist ja nach wie vor im Bau, nein den ehemaligen Flughafen Tempelhof, Berlins wohl bekanntester Flughafen für Nichtflugzeuge (nach dem BER). Am naheliegensten erschien mir am Platz der Luftbrücke die U-Bahn zu verlassen. Und was sage ich euch, prompt falsch. Das Tempelhofer Feld oder die Tempelhofer Freiheit beginnt zwei U-Bahn Stationen später, genauer mit der Station Tempelhof. Vor Jahren bin ich sogar mal mit einer kleinen Maschine aus Mönchengladbach in Tempelhof gelandet. Mittlerweile ist der Flughafen geschlossen und das Tempelhofer Feld steht den Berlinern und seinen Gästen zur Verfügung. Bebauung nach einer Volksabstimmung unerwünscht. Radfahren, Skaten, Segway fahren, Grillen usw. alles erlaubt.

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Einmal die Start- und Landebahn entlang = 2,1 km, einmal rund ums Gelände = 6 km. Zu Fuß war’s fast unerträglich, kein Baum in der Nähe und wieder über 30 Grad. Unendlich weit geht der Blick ans andere Ende der Start- und Landebahn, als sich von dort ein Radfahrer wie ein kleiner Punkt nähert, eine Hundedressurschule, eine Grillwiese und Flächen auf denen eine ganze Fußballmannschaft verschollen gehen könnte. Der Verleih von Rollern, Kettcars oder Segways befindet sich vor Ort, das Wasser, daß euch vor dem Verdursten rettet, müßt ihr noch selbst mitbringen, aber wer weiß, vielleicht kommt ja irgendwann der rollende Erfrischungsstand.

Als ein Muß, könnte auch der Besuch des Reichstags beschrieben werden und seit ich das letzte Mal da war hat sich eine Menge verändert. Vor ca. 6-7 Jahren habe ich mich einfach mal spontan entschlossen die Reichstagskuppel zu besuchen. Man hat sich einfach angestellt, es gab zwei kleine Röntgengeräte, die das Handgepäck durchleuchtet haben und schon ging’s los. Heute ist der Reichstag umzäunt, eigene Container mit 4-5 großen Röntgengeräten und diverses Personal läßt einen glauben, man stände jetzt endgültig am Flughafen (aber der ist ja noch nicht fertig 😉 ). Man kann sich zwar vor Ort anmelden, muß aber mit langen Schlangen und Wartezeiten rechnen, daher empfehle ich dringend die Onlineanmeldung vorab und wenn ihr schon dabei seid, macht ruhig eine Führung mit.

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In rd. 90 Minuten (übrigens schon wieder kostenlos) seht ihr, je nach Parlamentsbetrieb, die russischen (zensierten) Hinterlassenschaften an den Wänden des Reichstags, die Kunst im Keller (ein Kartonkunstwerk „Archiv der Abgeordneten„, daß jedem gewählten Abgeordneten von 1919 bis 1999 einen (auf alt getrimmten) Karton zuweist … auch Adolf Hitler) und mit etwas Glück dürft ihr (so wie wir) vielleicht auch auf der Besuchertribüne im Plenarsaal Platz nehmen.

Ich nehme an, jede Führung ist etwas anders, einen Eindruck bekommt ihr hier. Na und last but not least geht es hinauf aufs Dach des Reichstags und in die begehbare Kuppel. An meinem Besuchstag dachte ich, die Kuppel ist oben offen, also wird’s trotz Sonne schon nicht so warm sein. Puh ich sag‘ euch, ich glaube es waren gefühlte 35 Grad oder mehr, das Gefühl einer Sauna kann nicht besser sein. Aber es lohnt sich, vor allem wenn man dann noch den Sonnenuntergang dort oben erleben darf. Also vorab anmelden und wofür ihr euch auch immer entscheidet, unbedingt den Personalausweis zur Identifikation mitbringen!

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Immer wenn ich aus Berlin zurückkomme, überlege ich kurz, ob ich in Berlin leben möchte. Das überlege ich auch schon mal, wenn ich aus Hamburg zurückkomme 🙂 , aber man hat das Gefühl, daß sich in Berlin irgendwie jeden Tag etwas ereignet. So bin ich z.B. zufällig auf eine tolle Multimediashow am Bundestag aufmerksam geworden, die, nach einiger Recherche, in ähnlicher Form auch in den letzten Jahren schon existierte. In 30 Minuten wird mit Hilfe von Ton, Licht und Bild-/Filmdokumenten die Geschichte des deutschen Volkes der letzten 130 Jahre erzählt. Noch bis zum 3. Oktober erlebt ihr diese Show am Reichtagsufer mit Einbruch der Dunkelheit.

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Und weil ja immer jemand die Kamera draufhält, habe ich bei Youtube einen Mitschnitt der 2012’er Show gefunden, die noch in etwa die 2014’er Fassung widerspiegelt. Noch nie habe ich so, ich will mal sagen unterhaltsam, Geschichtsunterricht vermittelt bekommen. Es kostet keinen Eintritt, ihr müßt euch nur rechtzeitig hinsetzen. Ein weiteres unbedingtes Muß!

Bevor ich euch jetzt noch länger von was auch immer abhalte noch ein paar Ziele, die ich weitestgehend schon bei früheren Berlinbesuchen aufgesucht habe, was sie nicht minder interessant macht. So habe ich den Platz rund ums Brandenburger Tor dieses Jahr ebenso nur gestreift wie den beleuchteten Potsdamer Platz am Abend, das immer wieder sehenswerte Holocaustmahnmal genau dazwischen und den letzten Original DDR Wachturm in Mitten der Stadt, unweit des Potsdamer Platzes in der Erna-Berger-Str. (gegenüber dem Eingang zur U-Bahnlinie U2). Auch auf dem Fernsehturm am Alexanderplatz war ich dieses Jahr mal wieder. Auch hier hat sich einiges in Sachen Sicherheit getan. Das letzte Mal (Mitte der 90’er Jahre?) meine ich einfach so reinmarschiert zu sein, keine (oder nur kurze) Sicherheitskontrolle, Eintritt sowas um die 8,- DM.

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Jetzt kostet es mind. 13,- € (mit der WelcomeCard 9,50 €) oder als VIP ohne Wartezeit 23,- €. Dazu Security, Einlasschleusen und ein SMS Erinnerungsdienst, damit ihr die Wartezeit nach dem Ticketkauf nicht im Turm verbummeln müßt. Nachmittags kann es schon mal 1 1/2 Std. Wartezeit beanspruchen, also pünktlich kommen. Ich war gegen 9.30 Uhr da und hatte außer 10 Min. an der Kasse so gut wie keine Wartezeit. Ach ja Ticket nach dem Einchecken aufbewahren ihr braucht es wieder um auszuchecken! Und wem das jetzt alles zu hecktisch ist, dem empfehle ich den Park am U-Bahnhof Gleisdreieck (vor dem Parkhaus links). Auf der ehemaligen Brachfläche mit längst vergessenen Schätzen der Eisenbahn gibt’s jetzt ganz viel Platz zum Ballspielen, Skateboard- oder Fahrradfahren oder einfach nur sitzen und quatschen. Wenn’s trotzdem mal rumpelt, unten drunter rauscht der Fernverkehr der Nord-/Südverbindung zum Hauptbahnhof.

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Na waren jetzt genug Tipps und Ideen für den nächsten Trip nach Berlin dabei? Ich hoffe doch und wünsche euch viel Spaß in der Hauptstadt. Ach Moment, beinahe hätte ich die EastSideGallery zwischen Ostbahnhof und Warschauer Straße vergessen. Leider bekommt die letzte 1,6 km lange Grenzmauer vermehrt Lücken. Schiffsanleger, Bauprojekte usw. Und auch die Kunstwerke selbst werden immer wieder beschmiert. So sah das z.B. noch 2009 während der Renovierung aus. Wer jetzt noch mehr Bilder sehen möchte, die gibt’s reichlich bei Flickr und Google+ im Album „Berlin2014“. Und wer sehen will, was ich spontan bei Instagram veröffentlich habe, sollte dort mal nach dem Hashtag #krdigitalberlin suchen.

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Ach und noch was, falls ihr im November in Berlin seid, am 9. November wird entlang der ehemaligen Grenze auf rd. 12 km Länge die Lichtgrenze errichtet. Tausende beleuchtete Ballons werden an dem Abend den Grenzverlauf nachzeichnen. Ich glaube, ich wäre gerne dabei (VisitBerlin .. wink .. Zaunpfahl 😉 ).

Nach Berlin um Geschichte zu erleben (I)

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Es war ein diesiger Julimorgen, der einem vorkam, wie ein nebeliger Herbstmorgen. Was um alles in der Welt hatte mich geritten, an einem Sonntagmorgen um 6.00 Uhr aufzustehen? Der frühe Vogel …? Na ja, aber bei dem Wetter? Ach richtig, es sollte ja an diesem Tag in die Hauptstadt gehen. Ich rieb mir die Augen und quälte mich ins Bad. Bahnfahrten sind immer ein bisschen Abenteuer und das sollte sich auch später noch zeigen. Die Liste war abgehakt und der Wecker war ausgestellt (sehr wichtig, denn daß mein Wecker während meiner Abwesenheit jeden Morgen 1 Std. durchklingelt, wollte ich meinen Nachbarn nicht antun 🙂 ).

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Nachdem zunächst die Platzreservierungen im Zug komplett durcheinander geraten waren lief es bis Hamm recht zügig. Ich lehnte mich zurück und studierte die Reiseunterlagen, die ich durch VisitBerlin bekommen hatte. In Hamm werden schließlich zwei Zugteile der DB zu einem Gesamtzug verbunden und der zweite Zugteil hatte 25 Min.(!) Verspätung. Also mußten wir, in Zugteil eins, auf dem Bahnhofsgleis versauern. Na suuuper dachte ich, als wir schließlich mit knapp 30 Minuten Verspätung weiterfuhren. Berlin erreichten wir dann auf dem restlichen Weg reibungslos.

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Der CheckIn im Hotel meiner Wahl („Großer Kurfürst“) verlief ohne weitere Komplikationen. Wenigstens war es in der Lobby angenehm kühl, während es draußen gut und gerne 32 Grad sein durften. In Berlin war Sommer angesagt. Das Hotel hatte übrigens freies WLAN, toller Service 🙂 . Die Fahrkarte vor Ort hatte ich bereits am Hauptbahnhof abgestempelt und sie garantierte mir ab sofort 72 Stunden (also jetzt noch 71 1/2 Std.) freie Fahrt in Bus und Tram in S-Bahn und Regionalverkehr. Die Karte nennt sich übrigens WelcomeCard und garantiert zusätzlich noch günstigere Eintrittspreise in vielen touristischen Attraktionen von Museum bis Schiffstour. Näheres hatte ich euch hier schon erzählt. Für die WelcomeCard bedanke ich mich zwecks Unterstützung bei Visit Berlin.

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Und noch was, nicht daß ihr später denkt ich wäre so ein Geschichtsmensch. Nein ganz und garnicht, ich konnte mir in der Schule keine geschichtlichen Zahlen merken, aber in Berlin kann man Geschichte am „lebenden Objekt“ erlernen. Überall und jederzeit begegnen einem Punkte, die mit Berlin, seiner Teilung und der Wiedervereinigung zusammenhängen. Bei der ersten Tour merkte ich, daß ich 4 Jahre nicht mehr in Berlin war und prompt etwas übereifrig in die richtige U-Bahn, aber in die falsche Richtung eingestiegen bin. Dumdidum, flöt keinem aufgefallen? Gut, an der nächsten Station wieder raus und zurück in die Gegenrichtung 🙂 . Wer sich noch nie am Bahnhof Alexanderplatz oder Potsdamer Platz unter der Erde verlaufen hat, um an der falschen Stelle das Tageslicht wiederzuentdecken möge sich melden 😀 .

Berlin_Boulevard_der_Stars

Der erste Tag startete mit etwas Regen. Regenschirm auf? Ich weigere mich. Die Wolke, weigert sich auch. Also ab in die U- und dann in die S-Bahn. Die beiden fuhren mich zum Bahnhof Ostkreuz. Vor 4 Jahren hatten die Bauarbeiten bereits begonnen, aber ich hatte seinerzeit die Gelegenheit den um 1900 erstellten Bahnhof zu fotografieren. Um 1900 war der sicher noch hochmodern, jetzt rostet(e) er nur noch vor sich hin, ein neues Ostkreuz mußte her. Während ich also ein paar neue Fotos mache und wieder zurück in die S-Bahn hüpfe hat die Wolke aufgegeben. Als nächstes möchte ich den „Stars“ etwas näherkommen oder zumindest ihren Sternen. Am Potsdamer Platz oder besser entlang der Potsdamer Straße gibt es so was wie den „Walk of fame“ in Hollywood. Hier ist es der „Boulevard der Stars“. Wie auf einem roten Teppich schlängeln sich die Sterne im Boden über den Mittelstreifen der leider vielbefahren Straße. Auch das Rot des Asphalts hat schon etwas gelitten genauso wie die Übersichtstafeln, auf denen schon einige der kleinen Sterne fehlen. Neben den Sternen stehen seltsame Stelen und ich hatte sie zunächst für Lampen gehalten, bevor ich merke, daß wenn man durch sie hindurchguckt Bilder der Stars auf die jeweils passenden Sterne projiziert werden. Schöne Idee. Weiter geht’s zum nächsten Programmpunkt.

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Wer schon jemals etwas über Berlin gelesen hat, wird vermutlich auch etwas über die geschichtsträchtige Bernauer Str. gelesen haben. Sie war 1961 eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Straße, wo der Grenzverlauf genau vor den Häusern entlang lief. Vielleicht habt ihr schon mal die Bilder gesehen, indem die letzten Flüchtlinge aus den Fenstern flohen, bevor diese vermauert wurden. Die Häuserreihe wurde später abgerissen und durch den Todesstreifen ersetzt. Genau auf diesem Streifen liegt heute die Gedenkstätte Bernauer Str. Als ich das letzte Mal dort war, wuchs auf dem Streifen noch das Unkraut, heute könnt ihr auf einer Länge von geschätzt 1 km (zw. S-Bahnhof Nordbahnhof und U-Bahnhof Bernauer Str.) Informationen ohne Ende aufsaugen, Mauerteile anfassen, anschaulich bebilderte Mauerreste der alten Gebäude und die Reste der Bergstraße, die man incl. Bürgersteig unter dem alten Todesstreifen wieder ausgegraben hat (ohne die Straße wieder zu errichten) ansehen. Selbst Reste der alten Friedhofsmauer kann man entdecken, denn die Toten die genau an dieser Stelle lagen, mußten 1961 umgebettet werden, weil die Grenze und damit der Todesstreifen genau über den Friedhof verlief.

Berlin_Grenzerfahrungen

Die Mauer ist zwar nicht mehr vorhanden, aber bei meinem Besuch ist mir klar geworden, daß diejenigen unter euch, die heute um oder unter 30 sind, die Bundesrepublik nie anders erlebt haben. Auch ich war in Berlin das erst Mal, als die Mauer schon gefallen war, aber ich habe die Grenze und die Grenzzäune noch erlebt (z.B. im Harz). Es ist unvorstellbar, daß Familien, teilweise Ehepaare über Jahre hinweg getrennt leben mußten. Die teilweise beklemmende (kostenlose) Ausstellung „Grenzerfahrungen“ (incl. Original „Abfertigungskabinen“) im Tränenpalast (am Bahnhof Friedrichstraße) macht das nur allzu deutlich. Die Ausstellung zeigt aber genauso die ersten Geschäftsleute, die mit Autotelefon bewaffnet im Osten erste Geschäfte abgeschlossen haben oder 1990(!) der Liebe wegen noch DDR Bürger wurden. Auch die Stasi Ausstellung auf der Zimmerstraße 90 (ebenfalls kostenlos), die ich mir aus Zeitgründen nur im Schnelldurchgang angesehen habe, läßt einen mit den Ohren schlackern. So hat mich z.B. die Holzkiste mit nachgemachten Stadtstempeln westdeutscher Städte in Erstaunen versetzt. Der Mitarbeiter des MfS brauchte ein gefälschtes Dokument mit dem Kassler oder Hamburger Stadtwappen? Kein Problem! Jede Fälscherwerkstatt würde blass vor Neid.

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Wenn ihr gerade mal da seid, wenige Meter weiter Richtung Checkpoint Charly findet ihr z.Zt. das Projekt „Die Mauer“ (10,- € für Erw. 2,50 € günstiger mit der WelcomeCard). In einem zylinderförmigen Raum, bekommt man durch ein Panoramabild den Eindruck des Lebens an der Berliner Mauer in den 1980’er Jahren. Dazu Geräusche und Original Tondokumente. Stellt euch direkt vor die Leinwand oder auf die Empore und beobachtet einen Herbsttag in Berlin auf Riesenleinwand. Das Panoramabild (kein Film) dürfte meinen Schätzungen nach 8-10 Meter hoch sein. Man richtete sich sein Leben mit der Mauer ein. Wer nach soviel Kuklturrückschau auf Berlin während der Teilung genug hat, der läuft oder fährt wie ich mit der U-Bahn zur Französischen Straße, denn dort befindet sich der (klimatisierte) Ritter Sport Shop :-). Ein Eiskaffee, eine eigene Schokoladensorte, ein Eimerchen NussNugatCreme … da wird sich doch wohl etwas finden lassen.

Berlin_Ritter_Sport

Nur mal so nebenbei, in all den Jahren, in denen ich nach Berlin komme, habe ich noch nicht erlebt, daß nicht irgendwo gebaut oder gebuddelt wurde. Gerade dachte ich rund um den Hauptbahnhof wird’s schön, wird auch schon wieder alles aufgerissen (Bau der S-Bahnverlängerung). Gleiches unter den Linden (U-Bahn und Stadtschloß) oder auf der Museumsinsel (Immerbaustelle 😮 ). Das Stadtschloß, daß dort entsteht, wo früher mal „Erichs Lampenladen“, oh pardon der Palast der Republik stand, kann übrigens in einer Ausstellung in der Humboldtbox betrachtet werden. Auch ein Blick auf die Baustelle von oben ist möglich. Die Humboldtbox steht gegenüber des Berliner Doms (Eintritt 3,- €). Wenn ich ganz ehrlich bin, vom Hocker gerissen hat mich die Humboldtbox jetzt nicht, lediglich das fertige Modell des Stadtschlosses in der 1. Etage war ganz eindrucksvoll.

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Nach Berlin um Geschichte zu erleben (II) ist in Vorbereitung, und wer noch mehr Bilder sehen möchte, die gibt’s reichlich bei Flickr und Google+ im Album „Berlin2014“. Und wer sehen will, was ich spontan bei Instagram veröffentlich habe, sollte dort mal nach dem Hastag #krdigitalberlin suchen.

[Update] Hier geht’s zum zweiten Teil „Nach Berlin um Geschichte zu erleben (II)

3 Nächte in Hamburg

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Klar ich habe die Reise selber gebucht, aber wenn der Reisetag bevorsteht muß ich Koffer packen, pünktlich aufstehen, auf Bahnhöfen herumstehen und denke mir „am liebsten schlafe ich ja im eigenen Bett“ 😀 . Aber wenn ich dann einmal im Zug sitze freue ich mich auf 4 Tage (und 3 Nächte) in Hamburg. Dann muß ich mich manchmal selbst zurücknehmen, denn 10 Std. pro Tag auf den Beinen sein macht sich am Abend doch irgendwie bemerkbar. Und plötzlich macht’s schnipp und die 4 Tage sind auch schon wieder rum. Dabei hatte ich noch soviel auf dem Terminwunschzettel. Leider war das Wetter an der Elbe mal wieder feuchter als gehofft, aber trotzdem kein Grund drinnen zu hocken. Schirm auf und raus geht’s.
Alter Elbtunnel

Als Hamburger werdet ihr jetzt vielleicht nicht so viel neues erfahren, andererseits kommentierte mir vor einiger Zeit mal jemand sinngemäß zu einem Blogbeitrag „… interessant die Stadt mal mit den Augen eines ortsfremden zu sehen“. Also los geht’s 🙂 . Als erstes habe ich dem Regen ein Schnippchen geschlagen und bin unter die Erde in den alten Elbtunnel. Vor ein paar Jahren war ich schon mal unten, aber ich habe ihn nicht durchquert. Dabei sind das nur gut 10 Minuten bis man das 426,5 Meter entfernte andere Ende zu Fuß erreicht. Eine faszinierende Technik, die Autos, Radfahrer und Fußgänger seit über 100 Jahren in 24 Metern Tiefe befördert. Am Ende, in HH Steinwerder, gibt’s einen tollen Blick auf das Panorama von Hamburg.

Landungsbrücken

Den Michel, die Landungsbrücken, Rickmer Rickmers und die noch im Bau befindliche Elbphilharmonie zum Greifen nahe. Gleich neben dem Ausgang befindet sich übrigens auch eine Haltestelle der HVV Hafenfähren, wer also lieber oberirdisch zurück möchte hat von dort die Möglichkeit. Momentan wird der Elbtunnel renoviert, d.h. es ist nur eine Röhre offen und wer mit dem Auto durch will kann von 8.00 – 13.00 Uhr in Richtung Steinwerder und von 13.00 – 18.00 Uhr wieder zurück in Richtung Landungsbrücken. Zu Fuß (und mit dem Rad, ggf. schiebend) geht’s natürlich den ganzen Tag. An Wochenenden, Feiertagen und zu bestimmten Festen (z.B. Hafenfest) ist der Tunnel für Autos geschlossen.

Wilhelmsburg (Gelände der Internationalen Gartenschau)

Im letzten Jahr fand im Ortsteil Wilhelmsburg die Internationale Gartenschau (IGS) statt und weil mich das im Jahr 2014 auch noch interessierte (2013 hatte ich es nicht geschafft nach Hamburg zu reisen), habe ich den nächsten Tag genutzt mich dort umzuschauen. Zunächst mal der Hinweis, daß das Gelände frei zugänglich ist (also keinen Eintritt mehr kostet), zur Zeit aber umgebaut wird und daher bis zum Sommer d.J. nur bedingt empfehlenswert ist. Danach wird es ein toller Park werden, der mindestens 2 bis 3 Stunden Erholung bietet. Wer es sich in den Cafes und Restaurants gemütlich macht, die dann (wieder) öffnen werden, kann sogar einen ganzen Tag dort verbringen. Ein weitläufiger Weg führt vorbei an Kinderspielecken, Skaterbahnen, dem ironisch gestalteten „Friedhof der guten Ideen“, kunstvoll gestalteten Gärten und Wasserflächen, die zum Verweilen einladen. Fernziel ist es die autobahnähnliche Kraftverkehrsstraße, welche den Park zur Zeit noch teilt, hinter die Lärmschutzwände östlich des Parks zu verlegen. Die Fläche dafür ist berereits reserviert und abgesteckt. Der Park befindet sich übrigens direkt an der S-Bahn Station „Wilhelmsburg“.

Wilhelmsburg (Gelände der Internationalen Gartenschau)

Eines der bekanntesten Ausflugsziele in Hamburg ist mitlerweile das Miniatur Wunderland, welches in der Speicherstadt die größte Modelleisenbahnausstellung Deutschlands präsentiert. Modelleisenbahn? Langweilig? Ja, ist vielleicht Ansichtssache, aber diese Ausstellung ist viel mehr als das, was man im Hobbykeller so erwartet. Ständige Erweiterungen laden immer wieder aufs neue ein sich umzusehen und wer Züge vielleicht langweilig findet, kann sich Modellschiffe im Echtwasserbecken ansehen, auf dem originalgetreu nachgebauten Hamburger Flughafen startenden und landenden Flugzeugen nachsehen oder der bereits fertiggestellten Elbphilharmonie ins innerste gucken (was dem Original in der Hafencity noch nicht vergönnt ist).

Miniatur Wunderland

Nehmt euch 3-4 Stunden Zeit, um zumindest einen groben Überblick zu bekommen und wenn um euch herum Menschen immer wieder sowas wie „Wahnsinn“ murmeln, kann man dem nur zustimmen. Aber wie gesagt alles Ansichtssache. Ach ja, reserviert euch via Internet eine Zutrittszeit, dann gibt’s auch keine Wartezeit. In einer unauffälligen Ecke standen in einer Sonderausstellung Dioramen, welche die Deutsche Teilung vom 1945 – 1989 darstellen. Ein und die gleiche Kreuzung im Wandel der Zeit, dazu werde ich einen gesonderten Blogbeitrag in ein paar Tagen veröffentlichen.

Miniatur Wunderland

Schon seit langem wollte ich immer mal zum Ohlsdorfer Friedhof, dabei bin ich, wie ihr vielleicht schon bei Instagram & Co. mitlesen konntet, kein Friedhofsgänger. Aber der Ohlsdorfer Friedhof ist unbedingt einen Ausflug wert. Daß auf diesem Friedhof Busse fahren, hatte ich im Vorfeld schon gelesen und mir gedacht, gut, da der Friedhof etwas größer ist … aber als ich zu Fuß ca. 10-15% durchlaufen und unter Zuhilfenahme des Internets wenigstens die Grabstätte von Hans Albers gefunden hatte wurde mir klar, ich hätte mich mehr vorbereiten müssen.

Ohlsdorfer Friedhof

Den Plan, den es kostenlos an der Info am Haupteingang gibt (unbedingt zu empfehlen), reicht, damit ihr euch halbwegs orientieren könnt, ansonsten wäre ein Fahrrad empfehlenswert, denn der Friedhof ist so groß, daß der Staat Monaco 2 x dort hineinpassen würde. Was mir gefallen hat ist, wenn ich das mal so beschreiben darf, daß die Grabstätten nicht schön rechtwinklig abgeteilt sind sondern z.T. unter Bäumen liegen oder nur mit Büschen oder Rasen bewachsen sind und es durchaus erwünscht ist, den Rasen auch zu betreten. Rundherum eine unendlich große Wald- und Parklandschaft. Wer auf die Suche nach Prominenten gehen möchte, der kann sich dort einen ganzen Tag beschäftigen. Ansonsten findet man an popeligen Werktagen gaaaaanz viel Ruhe und Abgeschiedenheit (und kalte Rückenschauer, wenn’s im Gebüsch neben einem plötzlich raschelt 😮 ).

Ohlsdorfer Friedhof

Bei aller Ausflugseuphorie, zu den Kinderbegräbnisstätten habe ich mich ehrlich gesagt nicht hingetraut, erst Recht nicht, nachdem mich bereits die Soldatengräber des 1. und 2. Weltkriegs derart beeindruckt haben. Soweit das Auge reicht, über mehrere 100 Quadratmeter, ein Grabstein neben dem anderen. Es treibt mir jetzt noch die Tränen in die Augen. Falls ihr Kinder habt und euch der Nachwuchs mal fragt was der Ergebnis eines Kriegs ist, zeigt ihnen dieses Bild. Ich glaube es sagt alles 😦 . Der Ohlsdorfer Friedhof ist trotzdem nach wie vor einen Ausflug wert, aber er macht auch ganz schön nachdenklich. Zum Haupteingang zurück habe ich mich mit dem Bus bringen lassen.

U-Bahnhof Universität

Danach habe ich mir die neuen U-Bahn Stationen in der Hafencity angesehen. Hafencity, als Erklärung für ortsunkundige, ist das ehemalige Hafengebiet, in das moderne Containerschiffe heute nicht mehr fahren. Dort wächst seit 10 Jahren (und noch bis 2020) ein komplett neuer Stadtteil aus dem Boden. Alte Hafenanlagen wurden dafür abgerissen und zwischen den Wasserflächen, welche z.T. als Schiffmuseum o.ä. hergerichtet werden, entstehen Wohnungen, Büros, Schulen, Geschäfte, Cafes und vieles mehr. Als Nichthamburger braucht man eine Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen, was sich seit dem letzten Besuch geändert hat, denn man steht irgendwie immer in einer Baustelle. Die U-Bahn ist mittlerweile fertig und fährt jetzt in die Hafencity, die Cafes haben geöffnet und trotzdem habe ich es wetterbedingt noch nie erlebt, wie es ist, wenn die Menschen draußen sitzen, wenn Leben in der Hafencity herrscht. Irgendwann wird es mit Sicherheit so sein, daß große Parks die Häuserschluchten auflockern, daß Cafes und Restaurants sich abwechseln mit Bäckerein und Supermärkten, daß man auf Bänken sitzt und sein Eis löffelt, so wie man es heute schon am Unilever Haus im Langnese Liegestuhl tun kann.

Blankenese

Während also die Hafencity wächst, habe ich noch einen Abstecher nach Blankenese gemacht. Auch da wollte ich immer schon mal hin, denn kaum irgendwo anders liegen Kleinstadtleben, dörflicher Charakter und Elbestrand so nah beieinender. Vom S-Bahnhof geht es in wenigen Minuten ins Treppenviertel, Blankeneses wohl bekanntester Teil. Der Reiseführer wies mir einen Weg, der nach wenigen Metern treppauf und treppab ging. Zum Glück hatte ich mich vorher gut gestärkt, so daß ich letztlich gefühlte 500-600 Treppenstufen gelaufen bin. Was sich auf den ersten Blick anstrengend anhört macht aber Spaß, da es an jeder zweiten Ecke neue Ein- und Ausblicke gibt. Mal fällt der Blick auf einen Hang voller Häuser, mal direkt auf die Elbe. Alte Fischerhäuser wechseln sich ab mit modernen Häusern. Mal führt eine Straße ohne Bürgersteig zur nächsten Treppe, mal nur ein Weg, der kaum breiter ist, als ein Gartenweg.

Blankenese

Wenige Meter den Weg neben dem Fischerhaus (Elbterrasse 6) entlang hätte ich stundenlang sitzen und den Blick über die, an diesem Tag noch nebelige, Elbe schweifen lassen können. Irgendwann wurde es mir aber zu kühl und so bin ich die Treppen weiter hoch, während auch die Postbotin ihren beschwerlichen Weg über die Treppen absolvierte. Erst auf der Süllbergterasse (Süllbergsterrasse 12) habe ich wieder Halt gemacht. Hier befindet sich ein Hotel und Restaurant mit einer großen Terasse und unverbaubarem Blick über die Elbe bis rüber zur Lufthansawerft. Schade daß die Sonne sich nach wie vor rar machte. Während ich über das Treppenviertel hierher gefunden hatte, stellt ich mir die Frage wie Hotel- und Tagungsgäste hierherfinden. Die Antwort ist jedoch einfach, an der Rückseite mündet eine Straße für die direkte Zufahrt. Für mich ein Teil des Rückwegs runter an den Strand, der einem vorkommt als wäre man plötzlich an der Nord- oder Ostsee. Den Rückweg zum S-Bahnhof ging es wieder mit einem kleinen Bus der HVV. Nach soviel Treppensteigen gab’s das Feierabendbierchen im Schellfischposten (Drehort von „Inas Nacht“ mit Ina Müller, in St. Pauli unweit des Fischmarkts gelegen).

Schellfischposten (Drehort von Inas Nacht)

Last but not least noch was amüsantes 😉 . Der Rückweg mit der Deutschen Bahn verlief bis Duisburg relativ reibungslos. Der Umstieg in die Regionalbahn brachte mir dann aber doch noch 10 Min. Verspätung ein, weil die RB33 über eine falsch gestellte Weiche fuhr (im Bahnjargon „Stellwerksstörung“, ich vermute eher, daß jemand gepennt hat). Dem Zugführer fiel nach ca. 1 km auf, daß er irgendwie falsch war, hielt an, lief durch den Zug ans andere Ende (erinnerte mich an den Witz des Flugzeugkapitäns „… wenn Sie rechts aus dem Fenster gucken sehen Sie mich in einem Schlauchboot …“) und fuhr wieder zurück in Richtung Duisburg Hauptbahnhof. Dann gings reibungslos zurück nach Krefeld. Falls Interesse an weiteren Bilder besteht, die gibt’s wie immer reichlich bei Flickr und Google+ (Hamburg 2014).