Stadtgeschichte auf Verteilerkästen

Vielleicht erinnert ihr euch, daß ich mich 2021 in zwei Blogbeiträgen *) in meinem näheren Umfeld umgesehen habe und erstaunt war, wieviel Strom-, Post- und sonstige Verteilerkästen so am Straßenrand herumstehen. Ich habe den Blogbeitrag heute noch einmal neu zusammengefaßt (und auch in den Krefelder Jubiläumsblog Krefeld650.de gestellt). Angefangen hat es beim meinem Bäcker um die Ecke. Am Krefelder Bismarckplatz klebte plötzlich ein Bild eben dieses Platzes aus dem letzten Jahrhundert auf dem Verteilerkasten.

Einige Zeit später fiel mir dann ein Bild vom Straßenzug gegenüber, auf einem weiteren Verteilerkasten auf, außerdem ein Bild von Albrecht Dürer an der gleichnamigen Straßenecke. Neben dem Bismarckviertel gibt es in der Nähe das sogenannte Musiker- und Dichterviertel mit Straßen wie der Schiller-, Goethe- oder Lessingstr., der Brahms-, Richard-Wagner, Haydn-, Schumann- und der Mozartstraße.

Alle diese Straßen haben Verteilerkästen und einige davon haben seit 2 Jahren Bilder mit Stadtgeschichte und namensgebenden Persönlichkeiten auf der Vorder- und teilweise auch auf der Rückseite. Entstanden ist eine Art Open Air Galerie. So richtig Fahrt bekam die Sache, als die Westdeutsche Zeitung von der Aktion auf der Roonstraße berichtete.

Um die Ecke befindet sich die Villa Merländer, bekannt als NS-Dokumentationsstätte der Stadt Krefeld (ich schrieb hier darüber). Die Verteilerkästen bieten die Gelegenheit auf jüdische Geschichte in dem Viertel aufmerksam zu machen. Zusammen mit der NS-Dokumentationsstätte und dem Stadtarchiv Krefeld wurden Bilder von Menschen und Familien ausgesucht, die hier gewohnt oder gearbeitet haben.

Warum die Brahms-, Richard-Wagner oder die Goethestr. so heißt wie sie heißt, versteht sich vermutlich von selbst, aber wer war noch gleich Herr Jentges und warum heißt diese Straße Hunzigerstr.? Nein die Mitmoderatorin von Wetten daß … hat nichts damit zu tun. Wilhelm Jentges war der Sohn eines Seidenfabrikanten, Unternehmer, Kommunalpolitiker und 1858 Stadtverordneter in Krefeld, Gerhard Hunziger war Unternehmer, Tuchfabrikant und Weinhändler und ein gutes Jahr lang (1814-1815) Bürgermeister der Stadt Krefeld.

Weitere Verteilerkästen der Bürgergemeinschaft Bismarckviertel unter Leitung von Vorstandsmitglied Reno Müller sind nach und nach beklebt worden. So habe ich z.B. auch erfahren, daß sich vor gut 100 Jahren an der Grenzstr. Ecke Friedrich-Ebert Str. ein Ausflugslokal, eine Rennbahn und eine Badeanstalt namens Bremerhafen befand. So macht die Postkarte sinn, die auf dem Kasten nebenan aus Krefeld Bremerhafen grüßt. Alles was davon heute noch übrig ist, ist der Entwässerungsgraben.

Der Namensgeber der Friedrich Ebert Straße, eben jener Friedrich Ebert, war sogar mal auf der 5,- DM Münze. Na, wer hat’s gewußt? Die Wilhelmshofallee, heute eine Durchgangsstraße vorbei an Haus Lange und Haus Esters ist noch gesäumt von schönen Häusern und Villen, wie sich auf einem alten Foto am Verteilerkasten wiedererkennen läßt. Gleich daneben wird erklärt, wie hier Ende des 19. Jahrhunderts die Baugebiete entstanden und Krefeld sich vergrößerte.

Am Von der Leyen Platz / Carl-Wilhelm-Straße (kurz vorm Rathaus) gibt es mittlerweile auch einen Verteilerkasten und weitere (z.T. bemalte) Kästen sollen demnächst dazu kommen. Habt ihr weitere schöne Kästen entdeckt? Der hier unten rechts an der alten Kirche ist durch seine Bemalung z.B. gut versteckt worden.

*) Blogbeiträge von 2021 Teil 1 und Teil 2 (mit weiteren Bildern)

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