Zwischen Hafencity und Harvesterhude

Vor mehr als 20 Jahren ist die Hafencity als neuer Hamburger Stadtteil gestartet. Ich habe damals die Firma SAP besucht, die als eine der ersten Firmen vor Ort war. Und heute? Heute wird immer noch gebaut. Bis an die Elbbrücken gehen die Gebäude mittlerweile und selbst im nennen wir ihn mal alten Teil werden jetzt die letzten leerstehenden Brachflächen bebaut. Als Besucher freue ich mich natürlich immer, wenn neue Gebäude und neue Wege fertiggestellt wurden, denn das heißt wieder neue Bilder. Neu ist z.B. der Kirchenpauerkai im Baakenhafenquartier.

Der Kai soll irgendwann mal 1 km lang werden und die größte und zugleich grünste Promenade der Hafencity werden. Noch sind die Bäume klein, aber der erste 560 m lange Abschnitt ist jetzt fertiggestellt worden. Neben alten Hafenkränen, Spiel- und Sportmöglichkeiten, sowie Sitzgelegenheiten finden sich hier auch gleich Tanzschritte, die auf den Boden gemalt wurden. Tanzschrite? Ja, in der Tat, wer nach Feierabend das Tanzbein schwingen möchte, kann sich vielleicht daran orientieren. Außerdem liegt hier die Stubnitz. Das Schiff ist ein ehemaliges Kühlschiff der DDR-Hochsee-Fischfangflotte und wird seit 1992 als Veranstaltungsschiff genutzt. Touristen verirren sich aktuell noch eher selten in den hinteren Teil der Hafencity.

Während ich sonst eine lange Liste mit Dingen habe, die ich unbedingt sehen will, hatte ich für diesen Hamburg Besuch nur eine kleine Stichwortliste und keine festen Termine, denn ich hatte eigentlich mit noddeutschem Schietwetter gerechnet. Also ab ins Museum. Besucht habe ich das Museum für Kunst und Gewerbe (günstiger mit Hamburg Card) gleich gegenüber vom Hauptbahnhof. Das Museum ist riesig und erstreckt sich über drei Etagen. Mein Ziel war die Ausstellung 50 Jahre Sesamstraße, wobei die Ausstellung weitgehend die deutsche Sesamstraße präsentiert.

Bibo, das Krümelmonster, Samson und Tiffy, Herr von Bödefeld, aber auch Finchen, Erni und Bert, Elmo, Grobi und der Blaue (von dem ich nicht wußte, daß er so heißt) oder Rumpel sind die Figuren die vorgestellt werden. Man erfährt etwas über die Entstehungsgeschichte und den teilweisen Wandel der Figuren, über die Menschen vor und hinter den Kulissen. Apropos Rumpel, ich kannte ja noch Oscar, aber das ist ein anderes Thema. Die Ausstellung läuft noch bis zum 07.01.2024.

Total geflasht hat mich ja die ehemalige Kantineneinrichtung des Spiegel Verlags. Das komplett im orange der 1970’er Jahre gehaltene Interior ist ja sowas von 70’er. 1969 eingerichtet, gehen 2011, auf Grund eines Umzugs, rund 80 Quadratmeter des orangefarbenen Speisesaals an das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe.

Wenn ihr an St. Pauli denkt, dann vermutlich an alte Seefahrergeschichten, Kneipen und Spelunken, aber zum Stadtteil gehört z.B. auch Planten un Bloomen, die Wallanlagen und seit einigen Jahren die tanzenden Türme. Zwei eigenwillige Gebäude, mit der Adresse Reeperbahn 1. Auch der Elbpark, gleich gegenüber mit dem Dankmal von Otto von Bismarck, dem ersten Reichskanzler des Deutschen Reiches, gehört zum Stadtteil. Das Denkmal wurde grundrenoviert und ist nun wieder zugänglich. Es gab parallel dazu einen Wettbewerb, um das umstrittene Bauwerk umzugestalten, allerdings erfolglos. Kein Vorschlag konnte umgesetzt werden, auch weil das Denkmal (kein Wortspiel!) unter Denkmalschutz steht.

Was nicht fehlen darf, wie das Fischbrötchen an den Landungsbrücken, ist der Besuch der Elphi Plaza. Leider war mir auch dieses Jahr wieder kein Sonnenuntergang gegönnt, aber dafür konnte ich beobachten, wie ein Frachter der Grimaldi Lines von zwei Schleppern beim Einlaufen im Hafen gedreht wurde. Schlepper sind übrigens auch im Dienst, wenn Schiffe den Hafen wieder verlassen. So konnte ich vom Altonaer Balkon beobachten, wie ein Frachtschiff unter der Köhlbrandbrücke hindurch bis in den Hauptstrom der Elbe geschleppt wurde. Verständlich, denn eine Havarie mitten auf oder in der Süderelbe kann keiner gebrauchen.

Ein schöner Aussichtsplatz befindet sich übrigens unterhalb des Altonaer Balkons, einmal auf dem Dach der Docklands, aber auch auf dem Dach des daneben liegenden Cruise Centers, das ich dieses Jahr erstmals erklommen habe. Lieber ans Wasser, aber gleichzeitig etwas grün gefällig? Dann empfehle ich den Weg auf der westlichen Seite der Außenalster. Ihr lauft weitestgehend direkt am Wasser, trefft vermutlich auf ein paar Jogger und habt, wenn die Füße nicht mehr tragen, immer wieder die Möglichkeit in eines der Schiffe der Alsterrundfahrt einzusteigen. Außerdem fährt die U-Bahn (U1) in einer Entfernung von ca. 800-900 m parallel vorbei.

Der erste Teil des Alsterweges führte mich vom Jungfernstieg, an der Kennedybrücke vorbei, bis zum Anleger Fährdamm, am Folgetag bin ich von der U-Bahn Station Klosterstern vorbei an der Krugkoppelbrücke bis zum Zusammenfluß von Alster und Isebekkanal gelaufen. An diesem Sonntag zogen einige Ruderboote vom Einer bis zum Achter an mir vorbei. Harvesterhude scheint ein nettes Wohnviertel zu sein, wenn ich mir die Altbauten z.B. auf der Isestraße ansehe.

Am Nachmittag war ich zurück in der Speicherstadt. Sie ist es immer wieder wert fotografiert zu werden, auch wenn sich die Bilder über die Jahre gleichen. Ich hatte es geschafft, trotz zwei kleiner Schauern, nicht ein einziges mal meinen Regenschirm aufspannen zu müssen. Das heißt aber umgekehrt auch, daß ich dieses Mal nicht so weit raus war aus der Stadt. Kein Blankenese, kein Entenwerder, kein Grasbrook, dafür in der Hafencity entlang der U-Bahnlinie U4. Die Station Elbbrücken, die bunten Kuben (Lichtboxen) in der Station Hafencity Universität, die übrigens nicht nur leuchten, sondern manchmal auch der Musik folgen und die Station Überseequartier.

Last but not least ein Blick auf die neuen Gebäude der Hafencity und ein Blick auf das, was hier vor 20 Jahren seinen Anfang nahm. Der letzte Tag endete dann doch vermehrt in Schauerwetter. Ich habe noch einen Schnappschuss vom Rathaus gemacht, mir ein paar Fritten im Frittenwerk genehmigt und bin dann zurück ins Hotel. Ich würde gerne wiederkommen, wenn ich beständiges Wetter voraussetzen könnte. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich 2024 wieder vorbeischaue oder vielleicht mal ein Jahr aussetze. Mehr Hamburg aus den vergangenen Jahren gibt’s hier und neues in den Fotoalben von Flickr und Google Fotos.

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