Hamburg ahoi

Nächster Halt, Hafencity Universität. Wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt erreiche ich mein Hotel in der Hafencity, in dem ich nun schon zum dritten Mal zu Gast bin. Alles ist noch ziemlich neu, denn das Hotel existiert erst seit Herbst 2018, und die Hafencity wächst und wächst, aber dazu gleich mehr. Ich beginne den Beitrag mit einem Bild, das ich ganz am Ende meiner drei Tage gemacht habe, die 6,50 m langen Lichtwürfel die über dem Bahnsteig der U4 eben im Bahnhof Hafencity Universität hängen. Sie sollen an die 20 Fuß Schiffscontainer im Hamburger Hafen erinnern und leuchten immer wieder in anderen Farben.

Seit Anfang der 2000’er Jahre beobachte ich den Baufortschritt in der Hafencity und bin jedesmal erstaunt, was dort aus dem Boden wächst. Während ich anfangs noch begeistert war, welche z.T. unterschiedlichen Gebäude dort entstanden, ist dem mittlerweile ein bisschen Ernüchterung gewichen. Nicht nur, daß Kritiker sagen, die Hafencity wäre am Abend ausgestorben, die Gebäude ähneln sich mittlerweile auch in Form und Aussehen. Außerdem führen z.T. sechsspurige Straßen durch das Viertel, was ich für überdimensioniert halte. Immerhin hat man erkannt, daß auch der Radverkehr an Bedeutung gewinnt und hier und da ein paar gelbe Linien aufgemalt.

Auf dem Weg zum ersten Ziel komme ich am Westfield Überseequartier vorbei. Die Baustelle hat ein Kunstwerk mit dem Namen #Unueberseebar als Bauzaun bekommen. 33 Menschen, die bereits im Umfeld wohnen, wurden auf 385 m Länge auf dem Bauzaun portraitiert. Auf Kunststoffdreiecke (nicht Holz wie ich anfangs dachte) wurden 33 Gesichter aufgedruckt und bewegen sich sozusagen mit dem Betrachter, der an Ihnen vorbei geht. Alles zum Kunstwerk findet ihr auf ueberseequartier.de/unueberseebar.

Danach ging es weiter ins Gängeviertel. Der Bäckerbreitergang stand schon länger auf meinem Zettel, aber irgendwie ist die Straße dann doch an mir vorbei gegangen. Das Gängeviertel erstreckte sich noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts vom Hamburger Hafen über die Neustadt bis in die Innenstadt. Einige Gebäude sind nach der Choleraepidemie 1892 abgerissen worden, die Reste gingen im Zweiten Weltkrieg bzw. durch den Bau des Unilever-Hochhauses 1958-64 verloren. Heute stehen die Reste, wie aus der Zeit gefallen zwischen den Neubauten, haben aber ihren Platz gefunden. „Komm in die Gänge“ heißt es daher, denn Kunst und Kultur stehen in Ateliers und Werkstätten ebenso zur Verfügung wie auch Wohnflächen.

Den Rest des Nachmittags habe ich dann an den Landungsbrücken verbracht, ein obligatorischer Besuch des alten Elbtunnels, ein Fischbrötchen an Brücke 10 (mittlerweile kein Geheimtipp mehr) und endlich mal wieder ein Besuch auf dem „Sintfang“, einer kleinen Anhöhe oberhalb der U-Bahnstation Landungsbrücken. Nicht nur, daß hier Wein angebaut wird, man kann hier hervorragend sitzen, einen Moment ausruhen oder einen Blick auf die Elbe, die Rickmer Rickmers und auf den Uhren-/Pegelturm der Landungsbrücken werfen.

Nach ausgiebigem Frühstück, startet der nächste Morgen im Jenischpark. Von der S-Bahnstation Klein Flottbek (auch Ausgangspunkt für den Botanischen Garten) sind es etwa 10 Minuten Fußweg. Ich war zunächst etwas orientierungslos, denn neben großen Wiesen gibt es viel Wald, aber leider keine Aussicht auf die Elbe, wie ich erwartet hatte. Immerhin habe ich zufällig die umgangssprachliche Eierhütte (Hütte – amicis et qvieti) gefunden. Mir hat der Park daher nur so mittelmäßig gefallen, aber das ist meine ganz persönliche Sicht.

Unten angekommen lande ich auf der Elbchaussee und wollte meinen Plan umsetzen, den Leuchtturm in Blankenese zu erlaufen. Was soll ich sagen, es war in der Tat etwas zu laufen. Gut 4 km, Airbus auf der anderen Elbseite immer im Blick. Dafür habe ich dann gleich zwei Leuchttürme entdeckt, auch den Neubau, der den Turm im Baurspark ersetzt hat (den hatte ich 2021 vergeblich gesucht). Zum guten Schluß ging es für den Rückweg rd. 2 km zur S-Bahn Blankenese. Vielleicht werdet ihr fragen, warum ich mir nicht irgendwo zwischendurch eine Pause gegönnt habe. Ganz einfach, für den Nachmittag hatte ich Karten für das Miniatur Wunderland.

Das MiWuLa ist mittlerweile so groß, daß ich froh bin, nicht mehr alles sehen zu müssen. Ich konzentriere mich auf die neuen Teile, jetzt also z.B. Rio de Janeiro und durchlaufe nur noch ein paar alte Teile. Um Rio de Janeiro zu erreichen, geht es jetzt über eine Brücke ins gegenüberliegenden Speichergebäude und die Brücke wiederum gibt eine Sicht auf die Speicherstadt von oben frei und ist auch selbst von dem MiWuLa Machern liebevoll gestaltet. Bei Verlassen des Wunderlandes schaute die Sonne hervor und ich hatte gleich noch einen weiteren Termin.

Nach einer kleinen Stärkung, mir reicht da ja ein belegtes Baguette, ein Franzbrötchen o.ä., ging es noch rüber zur Elbphilharmonie. Eine Runde über die Plaza und anschließend noch eine Fahrt mit der Fähre. Die Fähre (HVV Tageskarte oder Hamburg Card) ist die Gelegenheit, die Elbphilharmonie von der Wasserseite zu sehen und das für eine Fahrt von ca. 8-10 Min., denn es geht nur kurz an gegenüberliegende Ufer und dann rüber zu den Landungsbrücken.

Das Ziel am nächsten Morgen lag östlich der HafenCity sogar östlich der Elbbrücken. Die U4 brachte mich bis zum (aktuellen) Endpunkt Elbbrücken, danach wurde es kurz ungemütlich. Vorbei an der Baustelle für den Elbtower (mit 244,80 m zukünftig das höchste Gebäude Hamburgs), über die recht laute Billhorner Brückenstraße und dann in den ruhigen Elbpark Entenwerder. Hierher verirren sich Touristen aktuell eher selten. Entenwerder war die einstige Zollstation für Binnenschiffe, die um 1997 dann zu einer Parkanlage umgestaltet wurde. Entenwerder ist eine Halbinsel mit Blick auf Elbbrücken und Hafencity im Westen und Industriekulissen am südlichen Elbufer und im Osten.

Das klingt gar nicht mal so aufregend, aber die gut gepflegten Grün- und Freiflächen sind plötzlich ganz weit weg von der Großstadt. Der Geheimtipp mündet an einem 10×60 m großen Ponton, auf dem der „goldene Pavillon“ steht. Diese Skulptur der Architekten Jan Kampshoff und Marc Günnewig ist 16 m hoch und 11 m lang, besteht aus goldfarbenem, gelochtem Messing und beinhaltet ein Restaurant. Zu Fuß braucht man für die 2 km etwa 30 Min. bis hierhin. Der angebotene Kuchen sah sehr lecker aus, allerdings kam ich ja gerade erst vom Frühstück. Also habe ich mir nur ein Alsterwasser gegönnt. Apropos Alster, die bin ich am Nachmittag entlang gelaufen, hauptsächlich um die 100’te Lampions zu bewundern, die dort in den Bäumen hingen und diese Skulptur „Rhythmus im Raum“ (hat was von Screem).

Mehr war an diesem Donnerstag nicht los, Zeit also abzubiegen und einem Tipp zu folgen. Luicella’s Eisdiese auf der Langen Reihe 113 wurde in einschlägigen Blogs empfohlen und was soll ich sagen, es wurde nicht zu viel versprochen. Das Franzbrötchen Eis war gerade aus, aber die restlichen (z.T. sehr ausgefallenen) Sorten ließen auch keine Wünsche offen. Da waren die 2,- € pro Kugel ihr Geld durchaus wert. Der doch noch recht sonnige Spätnachmittag sorgte dann nochmal für ein paar schöne Fotos in der Speicherstadt, der Hafencity und am Fischmarkt.

Dort liegt auch das U-Boot U-434 mit einem Museum vor Anker. Das U-Boot kennt ihr evt. auch aus der Talkshow Käpt’ns Dinner mit Michel Abdollahi (läuft im NDR). Auch hier ging es abschließend mit der Fähre zurück zu den Landungsbrücken, wo mir dann auch das Schild der Jan-Fedder-Promenade auffiel.

Da bekanntlich die Morgensonne schöne Bilder erzeugt, war auch am letzten Tag die Speicherstadt das Ziel. Die Sonne schien für ein paar letzte Fotos von der richtigen Seite, bevor ich dann noch das Kaffeemuseum Burg besucht habe. Im Block R, dem sogenannten Genußspeicher, befindet sich neben der Rösterei und dem Cafe im Gewölbekeller eine umfangreiche Sammlung von Kaffeedosen, Röstmaschinen und allem was sonst zum Thema Kaffee gehört. Der Eintritt ins Museum beträgt 5,- €, man braucht etwa 30-45 Min. bis man sich umgesehen hat.

Ganz ehrlich, die Tage kamen mir gar nicht so voll vor, aber allem Anschein nach habe ich doch wieder ganz schön viel unternommen. Dann bleibt mir nur noch der Hinweis auf die restlichen Fotos, die hier keinen Platz mehr gefunden haben. Es gibt’s sie wieder bei Flickr und Google Photos.

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