Lost Place Stadtbad

Springen auf eigene Gefahr steht an dem Sprungbrett, als würde es darauf warten gleich wieder genutzt zu werden. Gleichzeitig rankt sich Efeu daran hoch und zeigt an, daß dieses Sprungbrett schon länger nicht genutzt wurde. Es ist das Jahr, in dem ich verborgene Orte in Krefeld entdecke und das, obwohl ich seit nunmehr 29 Jahren in dieser Stadt wohne. Laßt mich kurz in die Geschichte des Bads eintauchen.

Es war zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als es in der eigenen Wohnung noch kein Badezimmer gab. Man wusch sich an Waschschüsseln und ging für ein ausgiebiges Bad in eine öffentliche Badeanstalt. Dafür wurde 1890 das Krefelder Stadtbad erbaut. Gleich nebenan das passende Freibad und auch wenn man es kaum für möglich hält, hier fanden internationale Wettkämpfe statt. Als ich 1990 herzog, hätte ich Schwimmbad und Freibad noch nutzen können.

Mittlerweile wusch man sich aber auch in Krefeld meist zu Hause und so wurde die Badeabteilung in den 1990’er Jahren geschlossen. Als dann beim Erdbeben 1992 das Becken des Damenbades beschädigt wurde und es wenig später auch im Herrenbad Probleme gab, war im Jahr 2000 endgültig Schluß. Seit dem liegt das Stadtbad im Dornröschenschlaf.

Etwa 50 Leute jeden Alters standen am letzten Samstag auf einem unscheinbaren Hinterhof. An der Türe des Gebäudes steht das Wort „Freibad“, an der Wand gegenüber hängt ein Geldwechsler für DM, als wäre die Zeit stehen geblieben. Im Rahmen eines Stadtteilspaziergangs hatten Bürger am letzten Wochenende die Möglichkeit ein Blick in die längst vergangene Tage des Freibads zu werfen. Die älteren unten ihnen konnten sich noch gut erinnern, hier geschwommen zu sein.

Heute laden die Becken des Freibads nicht mehr zum Schwimmen ein, obwohl die Schwimmbadleitern aus Aluminium noch tadellos erscheinen und das Sprungbrett anscheinend auf Nutzung wartet. Natur hat sich den Bereich zurückerobert, es fehlen nur noch die Fische im Wasser. Investoren kamen und gingen, Ideen wurden erdacht und verworfen. Nun möchte der Verein Freischwimmer e.V., unterstützt durch die Stadt Krefeld, Gebäude und Gelände wieder erlebbar machen.

Ihr dürft und sollt euch sogar mit Ideen und Wünschen einbringen und daß dort wieder geschwommen wird, wäre nur eine von vielen Ideen. Werkstätten, Cafés, ein Fairtrade- oder ein Unverpacktladen, vielleicht ein Museum, nichts ist undenkbar. Informationen darüber, wie eure Ideen eingebracht werden können erfahrt ihr über die Homepage der Freischwimmer oder über die passende Facebookseite.

Ach ja, bevor ihr jetzt auf die Idee kommt, den Lost Place selber in Augenschein zu nehmen, weder Stadtbad noch Freibad sind öffentlich zugänglich. Ihr müßt auf eine Führung warten, allerdings habe selbst ich beim ersten Termin keinen Platz bekommen. Ich habe 2 1/2 Stunden nach Zustellung der Zeitung auf den Zeitungsartikel reagiert, aber da waren bereits alle 160 Plätze vergeben. Ich wünsche euch also viel Glück.

Bilder vom letzten Samstag gibt’s bei Flickr und GooglePhotos. Übrigens, wenn ihr in der Krefelder Südstadt seid, schaut doch mal um die Ecke am Alexanderplatz vorbei. Auch da war ich letzten Samstag zum ersten Mal und war erstaunt, wie schön dieser Platz ist. Ganz besonders schön ist er zur Kirschblüte.

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