Köln und das belgische Viertel

Appellhofplatz1, hier ist der WDR zu Hause und ganz in der Nähe im Parkhaus parke ich dann auch mein Auto. Mit Kundenkarte kostet mich das 5,50 €/Tag. Im Vergleich dazu würde mich Europas längste Tiefgarage am Rheinauhafen 3,00 €/Stunde kosten. Mein erster Weg führt mich ins Büro von Köln Tourismus, um eine Führung für den Nachmittag zu buchen. Letztes Mal ging‘s nach Ehrenfeld, dieses Mal durchs belgische Viertel.

Bei meinem Besuch im Jahr 2017 bin ich viele Denkmäler und Brunnen abgelaufen, dieses Mal wollte ich einen Weg aus dem Reiseführer nachvollziehen. Den Dom im Rücken ging es nach Westen Richtung Hansaplatz. Vorbei am Kölnischen Stadtmuseum mit dem Flügelauto von HA Schult, am Römerturm und der Kirche St. Gereon. Am Hansaplatz treffe ich auf Reste der Stadtmauer und den angrenzenden Klingelpützpark, der sich auf dem Gelände des früheren Stadtgefängnisses Klingelpütz befindet.

Aus Sicht des Blogfotografen keine großen Highlights. Der Platz des Gerling Quartiers sticht schon eher heraus, kommt mir aber, trotz sommerlicher Wärme, ohne viel Grün etwas kalt vor. Zurück auf der Domplatte zog es mich in Richtung Rhein. Vorbei an den bunten Häusern „Im Martinswinkel“, wollte ich zum Rheinauhafen, wo bis Ende der 60’er Jahre noch Handel getrieben wurde. Dort befinden sich jetzt die über Köln hinaus bekannten Kranhäuser.

Es geht vorbei am Schokoladenmuseum, zu dem ich es auch dieses Mal wieder nicht geschafft habe und dann, zeitlich mit etwas Luft im Rücken, in Richtung Hahnentorburg am Rudolfplatz. Hier sollte die Führung starten und zu meiner Überraschung waren wir nur zu dritt, Jesse von Köln Tourismus schon eingerechnet. Die Hahnentorburg (im Westen), an diesem Samstag für eine Veranstaltung leider zugebaut, ist neben der Severinstorburg (im Süden), der Ulrepforte und der Eigelsteintorburg (im Norden) eine der vier erhalten Torburgen von ursprünglich mal zwölf.

Alles vor den Stadtoren lag außerhalb von Köln. Das belgische Viertel, nach seinem Bau das sogenannte „Westend“ Kölns (bis Ehrenfeld noch westlicher dazukam) nennt sich auf Grund seinen vielen belgischen Straßennamen belgisches Viertel. Während die Altstadt Kölns, mehr nach alten Handwerkszünften und bekannten Persönlichkeiten benannt, im Krieg stark beschädigt wurde, blieben die Gründerzeithäuser im geschichtlich neuen Teil Kölns vielfach erhalten.

Baulücken, die dann neu bebaut wurden, fallen so oft gleich ins Auge. Eine Baulücke scheint in Kölns Stadtgeschichte besonders aufzufallen, weil hier (Richard-Wagner-Str. 8) der Grundstückseigentümer seit Jahrzehnten mit der Stadt über das „Wie“ streitet. Ein StreetArt Kunstwerk mit dem geknebelten Eigentümer im Bildnis des Dalai Lama ziert die Hausrückwand. Geschmackvoll ist vermutlich anders.

Die Führung überquert die Aachener Straße, die Kölnern gerne als Ausgehmeile dient und Heimat des Millowitsch Theaters ist. Tagsüber jedoch ist sie, wie schon zu Römerzeiten, eine Ausfallstraße Richtung Aachen und damit ziemlich verkehrsbelastet. Dafür soll es hier Kölns bestes Eis geben (Aachener Str. 34). Auch der Kölner Stadtanzeiger führt das Café unter den Top 10, probiert haben wir das Eis aus Zeitgründen aber nicht.

Die weiteren Empfehlungen für Gaststätten und Kneipen, bei denen es z.T. erst nach 23.00 Uhr losgeht, konnte ich mir nicht alle merken. Wir laufen weiter über Brüsseler, Lütticher und Maastricher Str., kommen an StreetArt Kunst vorbei, sehen Poldis Eisdiele, und erfahren, daß auch Köln seine Büdchen hat. Anders als im Ruhrgebiet heißen die Trinkhallen hier aber meistens Kiosk.

Kiosk kommt aus dem mittelpersischen kūšk und bezeichnet ein(en) nach allen Seiten offenen Pavillon / offenes Gartenhaus. Der Pavillon an der Straße sozusagen, da wo die Straßen- oder Boulevardzeitung verkauft wurde. Unweit des  Brüsseler Platzes, der sich mit Hilfe der Anwohner wieder zu einen Treffpunkt im Veedel gemausert hat, geht die Tour dann zu Ende.

Nicht jedoch ohne am Kultlokal Hallmackenreuther, ein Café im Gewand der 60er und 70er, zu stoppen. Ich fühle mich bei dem Namen an Loriot und den Sketch „Bettenkauf“ erinnert, finde es aber zu abwegig Jesse danach zu fragen. Wie ich später nachlese, ist das Cafe, das übrigens der Bassist von BAP gegründet hat, tatsächlich eine Art Hommage an Vicco von Bülow.

Bilder aus Köln gibt’s bei Flickr und GooglePhotos.

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