
Rund 70.000 Schritte, 42 km und 63 Stockwerke hat mein Mobiltelefon für das Wochende über den 1. Mai errechnet. Könnte gut sein, denn ich war mal wieder unterwegs in Berlin. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal im Intercity Hotel direkt am Hauptbahnhof übernachtet. Der Vorteil, es gab ein ÖPNV Ticket kostenlos dazu und den ÖPNV nutze ich immer gerne. Auch wenn es mal Verspätungen gibt oder wie am 1. Mai die Straßenbahn (Tram) auf Grund einer Demo ausfällt, wo sonst kann man auf so viel verschiedenen Wegen ans gleiche Ziel kommen wie in Berlin.




Einige Ziele hatte ich bereits im letzten Jahr auf dem Zettel, als meine Reise ausfiel, also Koffer im Hotel abgestellt und los ging’s. Die Frage „Wollt ihr ein „B“ kaufen“ liegt einem auf der Zunge, denn in einem der Stadtbahnbögen unweit des S-Bahnhofs Tiergarten befindet sich das Buchstabenmuseum. Für 12,- € gibt es ausrangierte Werbe- und Neonleuchtschriften von Kinos, Geschäften u.ä., die es längst nicht mehr gibt. Die Ausstellung ist noch im Aufbau, aber es gibt bereits einiges zu sehen. Quelle, Kaufhof, Neckermann, das HAU vom HAUptbahnhof, der jetzt OSTbahnhof heißt und viele weitere Schriftzüge ergeben einen bunten Buchstabensalat. Na, wie ist’s mit dem „B“?




Sehr publikumswirksam sind immer noch die Reste der Berliner Mauer an der East Side Gallery. Nachdem ich letztes Jahr nur einen Teil (wieder-)gesehen hatte, bin ich dieses Jahr nochmal fast die ganze Mauer abgelaufen. Es war schon fast ein Fehler am Wochenende herzukommen, denn es war schon ordentlich voll. Für ein Foto des bekanntesten Motivs, der Bruderkuss zw. Leonid Breschnew und Erich Honecker, braucht man übrigens sehr viel Geduld, wenn man keine Menschen im Bild haben möchte (von den handelnden Personen abgesehen). Es scheint das beliebteste Motiv auf der ehemaligen Mauer zu sein.




Wenn man in NRW an Industriekultur denkt, sind das oft Zechen, Hütten, Kraft- oder Klärwerke. In Berlin war die Wiege der Elektroindustrie, demnach gibt es auch eine Reihe von Industriekultur in diese Richtung. Da sind z.B. der Industriesalon Schöneweide, die Gebauer Höfe oder die alte AEG Turbinenhalle, aber auch das Gaslaternen Freilichtmuseum im Tiergarten, die ehemalige Versuchsanstalt für Wasser und Schiffbau (unweit des Tiergartens) oder die Classic Remise, früher ein Straßenbahndepot, heute Oldtimergarage. Das sind nur einige Ziele, die in den Publikationen der Berliner Industriekultur nachzulesen sind. Insbesondere die Gaslaternen kann man gut mit einem Spaziergang verbinden.




Apropos beliebt, der Mauerpark, in den Reiseführern immer als Partyhotspot beschrieben, war mir bisher in der Form noch verborgen geblieben. Also bin ich an einem sonnigen Sonntag eines langen Wochenendes hin. Und ja, Musik, Karaoke, der Duft von 100 Grills, heute war tatsächlich etwas los. Für mich allerdings schon zu viel, daher habe ich meinen Weg durch den Mauerpark auf der Suche nach den letzten Kirschblüten in Richtung Schwedter Steeg (einer Fußgänger- und Fahrradbrücke am Ende einer Sackgasse) bis zum S-Bahnhof Gesundbrunnen fortgesetzt. Ein Blick zurück zeigt, egal wo man steht, der Fernsehturm ist immer ein Orientierungspunkt.





Mit der U-Bahn ging es in die Bülowstraße. Da die Bülowstraße gerne bei StreetArt Tipps empfohlen wird, war ich auch im dortigen Urban Nation Museum. Ehrlich gesagt hatte ich mir mehr davon versprochen. Der Eintritt ist zwar frei, gefallen hat’s mir aber nur so mittelmäßig. Also zurück ins Hotel. Der nächste Morgen startete in den Hackeschen Höfen. Auch hier war ich schon länger nicht mehr und ich war fast alleine, denn ich habe es geschafft vor den ersten Führungen dort zu sein. Gleiches galt entlang der Oranienburger Str. und den Heckmann Höfen.










Berlin ist bekannt für seine Höfe, die sich drei-, vier- oder gar fünffach nach hinten verzweigen und manchmal einen ganzen Häuserblock einnehmen. Wenn ihr an den Hackeschen Höfen seid, geht unbedingt einen Hofeingang vorher zum Haus Schwarzenberg. Die StreetArt und Graffitikunst dieses Hofs beschäftigt euch gleich eine eigene halbe Stunde. Ganz neu scheint unweit der S-Bahn Station Oranienburger Straße das Forum auf der Museumsinsel. Es liegt gleich gegenüber der Synagoge, die an dem Morgen in der Sonne glänzte. Wußtet ihr eigentlich, daß die Schaumzuckermäuse auch seit 1921 aus Berlin kommen? Leider war der Laden auf Grund des Feiertags geschlossen.







In der zweiten Hälfte des Tages war ich nochmal auf dem Tempelhofer Feld (der ehemalige Flughafen Tempelhof) und bin eine Landebahn von Ost nach West abgelaufen (U-Bahn Leinestraße bis U-Bahn Tempelhof). Endlich habe ich es mal geschafft nicht bei tosendem Wind oder brüllender Hitze dort zu sein. Dann war ich am historischen Hafen von Berlin (U-Bahn Märkisches Museum), wo an dem Tag aber alles fest vertäut war und am Abend habe ich mehr zufällig wunderschöne Tulpen vorm Brandenburger Tor entdeckt.







Am Dienstag sollte das Wetter etwas kühler ausfallen, Zeit also für einen Museumsbesuch, wobei Museum nur bedingt richtig ist. Ich war mal wieder bei Madame Tussauds. Vor 13 Jahren war ich das erste und letzte Mal dort (Bilder aus dem Jahr 2010), Zeit also mal wieder zu sehen, welche Stars jetzt aktuell sind. Ich bekomme nichts für die Werbung, empfehle die Ausstellung aber trotzdem, wenn man Spaß an Wachsfiguren hat und gerne das eine oder andere Selfie mit einem Star machen möchte. Insbesondere im Bereich TV und Musik hat sich einiges geändert. Da ich natürlich eine ganze Menge zu fotografieren hatte, habe ich auch knapp 2,5 Std. statt der vorausgesagten 1,5 Std. gebraucht.







Bei den Stars der 20’er – 50’er Jahre (Chaplin, Schmeling), bei Politik (Brandt, Gorbatschow) und allem rund um die Berliner Mauer (Honecker, Lindenberg, Hagen oder Bowie) war ich weitgehend fit. Überrascht hat mich der Bereich Mode (Klum, Kretschmer) und vor allem die Tatort Abteilung (Furtwängler, Liefers, Prahl). Erst im Abschnitt Musik (Egli, Swift, Cyrus) mußte ich so ein- bis zweimal aufs Namensschildchen schielen. Vincent Weiss, Helene Fischer kannte ich dann wieder und von meinen Top Favoriten Abba konnte ich mich dann kaum losreißen. Meine Selfies findet ihr ganz am Ende des Blogbeitrags.






Der Nachmittag galt dem Restprogramm auf meinem Spickzettel, es ging kreuz und quer durch die Stadt. Zum Engelbecken (dem Luisenstädtischen Kanal, der 1926 bis auf das Engelbecken zugeschüttet wurde), zu StreetArt im Park am Nordbahnhof, in die Mall of Berlin (mit Blick auf den Bundesrat) und zum Rathaus Schöneberg (Ich bin ein Berliner).




Ich war froh, dieses Mal einen Tag ran gehängt zu haben, vier statt sonst drei Übernachtungen, so konnte ich noch einen schönen Abreisemorgen erleben. Eine Runde durchs Regierungsviertel, das Sowjetische Ehrenmal und der Cube am Hauptbahnhof durften noch einmal aufs Bild. Die Liegestühle am Spreeufer waren alle noch leer, die ersten Ausflugsschiffe zogen ihre Runden.



Über 600 Bilder sind es geworden, euch an dieser Stelle alle zu zeigen, würde diesen Blogbeitrag sprengen. Ein BestOf mit über 180 Bildern könnt ihr trotzdem bei Flickr und GooglePhotos begutachten. Und wenn ihr ins Buchstabenmuseum oder zu Madame Tussauds geht, bestellt (k)einen Gruß von mir. Man wird sich an jemanden erinnern, der 100’te von Fotos gemacht hat. Zum Schluß noch die versprochenen Selfies mit Udo, Nina, Olaf, Helene und Agnetha.






Schöner Bericht und schöne Fotos!
Danke für den spannenden Bericht und die tollen Fotos! LG aus der Schweiz