Sprung über die Emscher

Was sich vielleicht anhört, wie eine sportliche Leistung ist nur der ungewöhnliche Name einer neuen Brücke über besagten Fluß, die Emscher. In Castrop-Rauxel, nahe der Stadtgrenze zu Recklinghausen (NRW) befindet sich das Wasserkreuz des Ruhrgebiets. Hier fließen Rhein-Herne-Kanal (oben) und Emscher (unten) über bzw. untereinander her. Während der Rhein-Herne-Kanal eine wichtige Schifffahrtsstraße für die Binnenschiffer ist, war die Emscher über Jahrzehnte der Abwasserfluß des Ruhrgebiets.

Nach dem Ende des Steinkohlebergbaus sollten die Abwässer 16 Meter unter die Erde verlegt und die Emscher wieder in ihre ursprünglichen Bahnen zurückgelenkt werden. Bereits vor 9 Jahren habe ich hier darüber berichtet, was Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) sich dafür vorgenommen haben. Mittlerweile ist das Projekt abgeschlossen und die Emscher verläuft, zumindest in einigen Teilen, wieder naturbelassen. Sogar die Mündung wurde dafür von Dinslaken um knapp 500 Meter nördlich nach Voerde verlegt. Darüber berichte ich aber ein andermal. Ein Stück Kanalrohr liegt als Anschauungsobjekt hier im Park.

Was hat das jetzt aber mit dem „Sprung über die Emscher“ zu tun? Im letzten Jahr wurde besagte neue Brücke mit eben diesem Namen an o.g. Wasserkreuz eingeweiht. 412 Meter lang, überspannt sie gleich zweimal die Emscher und einmal den Rhein-Herne-Kanal, einzelne Brückenfelder werden durch einen schräg stehenden elf Meter hohen Pylon gehalten und das Brückenbauwerk selbst ruht auf vier Stahlstützen wovon zwei als Treppenanlage gestaltet sind. Im Jahr 2016 war ich schon einmal hier, damals zum Emscherkunst Kunstwerk „Walkaway and Tower“ einem Holzturm, der einen Blick auf die damals noch zugewachsene „alte“ Emscher bot.

Den Turm gibt es auch heute noch, aktuell befindet er sich allerdings (nach Vandalismus) in Renovierung. Turm und Brücke werden 2027 interessant, denn hier entsteht (in Ansätzen bereits heute) einer der Zukunftsgärten der IGA2027. Und weil die Brücke, wie z.B. im Oberhausener Kaisergarten, auch hier aus Sicherheitsgründen mit einem Zaun rechts und links des Weges versehen ist, hat man sich entschlossen gleich 2 Meter Extrazaun außerhalb aufzustellen, damit dieser mit Liebesschlössern versehen werden kann. Auf diesen 2 Metern dürft ihr euch unter dem Hashtag #Emscherliebe nach Herzenslust austoben. Mal sehen, ob’s funktioniert. Ich habe also schon mal vorgeguckt und einige Bilder gemacht, die gibt’s auch wieder bei Flickr oder Google Photos.

Zum Abschluß noch etwas Wissen für die nächste Quizshow. Was haben diese Brücke und meine Wahlheimat Krefeld miteinander gemein? Wie ich bei der Recherche gelernt habe ist die „Sprung über die Emscher“ Brücke eine Zügelgurtbrücke (auch unechte Hängebrücke genannt), bei der typischerweise das Tragseil nicht in Ankerblöcken im Baugrund befestigt wird, sondern mit dem Fahrbahnträger verbunden ist. Die Krefelder Rheinbrücke, mit natürlich ganz anderer Optik, ist auch so eine Konstruktion. Wer hätte das gedacht.

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