Es begab sich zu der Zeit, als Post noch per Papierbrief verschickt wurde und der König des Landes den speziell an ihn verfassten Text auch gelesen hat. Aber die Papierpost wurde mehr und die Texte länger, also kaufte man (CallCenter)Sklaven, welche die Texte ab sofort bearbeiteten und nur noch das wichtigste an den König weiterleiten. Die (CallCenter)Sklaven waren aber schlecht bezahlt und bald auch überlastet, also lasen Sie jeden Brief nur noch zur Hälfe oder, bei gewissem Geschick, einfach „quer“.
Der König eines Energieversorgers handelte auch nach diesem Arbeitsmotto und immer wenn ein Untertan (nach einem Umzug) schriftlich um seine Endabrechnung bat, wurde dem Untertan der Wunsch nach einer Rechnung umgehend erfüllt. Aber die Rechnung fiel plötzlich und unerreichbar in einen Brunnen … ähm … plötzlich und unerreichbar in einen Briefkasten und zwar an der Hütte, aus welcher der Untertan vor ein paar Tagen ausgezogen war (und demnach keinen Schlüssel mehr hatte).
In seltenen Ausnahmen gab es auch reitende Briefboten, welche mitdenken durften und den Brief glücklicherweise als unzustellbar kennzeichneten. Aber was tun mit unzustellbaren Briefen? Noch einmal lesen, was der Untertan geschrieben hatte. Nein, viel zu aufwendig, die Briefe wurden genutzt um wackelnde Tische auszugleichen oder um den Ofen in kalten Nächten zu befeuern. Der Untertan würde sich schon irgendwann wieder melden, spätestens dann, wenn unsichtbare Elfen Goldtaler aus seinem Girosäckchen entnehmen, ohne daß der Untertan vorab irgendeine Rechnung erhalten hat.
Also mußten sich die sowieso schon in Arbeit erstickenden Sklaven wieder mit dem Fall beschäftigen und abermals einen Reiter oder Boten losschicken, um zu sehen, ob dieser Zustellversuch jetzt erfolgreich sein würde. Wohldem, daß auf dem neuen Weg nicht wieder ein Brunnen darauf wartet, die lästige Briefpost zu „verschlucken“. So begab es sich, daß der heißersehnte Papierbrief den Untertanen nach einigen Wochen doch noch erreichte.
(Jegliche Ähnlichkeit mit hiesigen Energieversorgern sind nicht zufällig sondern beabsichtigt).
Hallo Micha,
herrlich geschrieben! Du hast mir zu so später Stunde noch ein Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Ich habe dem König übrigens mittlerweile auch den Rücken gekehrt. Wenn der nämlich Briefe verschickt, dann versteht sie kein Untertan, weil sie in einer ganz eigenen Sprache verfasst sind. Und bevor ich in meinem greisen Alter noch eine Fremdsprache (Fachchinesisch) lerne, suche ich mir lieber einen Herrscher, der meine Sprache spricht. 😉
Liebe Grüße
Simone